Vis à vis - Was bedeutet Ihnen der Viadrina-Preis, Frau Łabno-Falęcka?
Dr. Ewa Łabno-Falęcka ist die diesjährige Viadrina-Preisträgerin. Sie wird für ihr Engagement für die deutsch-polnische Verständigung geehrt. Darüber spricht sie mit Andreas Oppermann.
In Frankfurt (Oder) wird am Donnerstag der Viadrina-Preis für deutsch-polnische Verständigung an Ewa Łabno-Falęcka verliehen. Sie arbeitet für Mercedes in Polen, war Kulturattaché an der polnischen Botschaft in Bonn und hat den Briefwechsel von Marie Curie-Skłodowska und Albert Einstein herausgegeben. Im deutsch-polnischen Dialog ist sie eine wichtige Stimme. Und sie ist die erste Verterterin der Wirtschaft, die mit dem Viadrina-Preis ausgezeichnet wird.
"Ich bin überglücklich, auch denn ich manchmal denke, dass ich das nicht verdient habe", sagt Ewa Łabno-Falęcka. Seit fast 25 Jahren arbeitet sie bei Mercedes Benz, seit einigen Jahren investiert das Unternehmen auch in dem niederschlesischen Städtchen Jawor (deutsch Jauer).
Deutsche und Polen passen sich einander zunehmend an
"Manchmal denke ich, dass die deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen das gesündeste Element in der Kette unserer Relationen sind." Polen sei eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in Europa. Deutsche und Polen passen sich laut der Preisträgerin in ihren Wirtschaftsbeziehungen einander zunehmend an: "Die Polen schätzen sehr die Arbeitsorganisation der deutschen Betriebe. Und langsam habe ich den Eindruck, die deutschen Manager fangen an, diese kreativen Züge der polnischen Mitarbeiter zu schätzen."
Von der neuen Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) wünscht sich Łabno-Falęcka in Bezug auf Polen einen Umgang auf Augenhöhe. Außerdem sei ein Verständnis dafür wichtig, dass es keinen Unterschied zwischen einer territorialen Verteidigung eines Landes und einer Nato-Bündnisverteidigung gibt. "Denn nur so kann sich Polen gestärkt fühlen in seiner Rolle im Osten Europas."
Łabno-Falęcka spricht im Vis à vis außerdem über den fast 50 prozentigen Frauenanteil bei Mercedes in Jawor, über Skepsis gegenüber Deutschland in Polen, über kulturelle, wirtschaftliche, politische Verfelchtungen und über die Wahrnehmung Polens in Deutschland.