Ingrid Brodnig, Journalistin u. Publizistin © Gianmaria Gava
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Vis à vis - Digitalexpertin Ingrid Brodnig: "Fake News" geben Struktur

Bei der re:publica (26.-28. Mai) wird wieder über die Chancen und Risiken der digitalen Welt debattiert. Die Publizistin Ingrid Brodnig beschäftigt sich intensiv mit dem Thema der Desinformation.

Das Internet ist zum Krawall-Raum geworden. Laute Debatten, aggressives Mobben, Wut, Empörung und Falschinformationen drängen sich in den Vordergrund. Das wird auch ein großes Thema auf der diesjährigen re:publica in Berlin sein. An drei Tagen diskutieren Medienmacher, Netzaktivisten, Influencer und Politikaffine über den Zustand der digitalen Welt.

Die österreichische Journalistin und Publizistin Ingrid Brodnig ("Wider die Verrohung") befasst sich seit Jahren mit den Themen Hass und Desinformation im Netz. Sie wird auf der re:publica darüber sprechen, wie unterschiedliche Falschmeldungen für verschiedene Altersgruppen gemacht werden und auch erfolgreich sind.

Unterschiedliche Falschmeldungen für unterschiedliche Altersgruppen

"Falschmeldungen müssen an der Lebensrealität von Menschen anknüpfen. Und weil zum Beispiel junge und ältere halt teilweise andere Lebensrealität haben, sind die Falschmeldungen, die Erzählungen oder durchaus die Kanäle, auf denen das stattfindet, unterschiedlich."

Warum wir überhaupt für "Fake News" empfänglich sind, erklärt die Expertin so: "Wir haben Wünsche und auch Ängste. Und Falschmeldungen, egal ob im Internet oder außerhalb, sind so gestrickt, dass sie den Menschen irgendwo kapern, weil man vielleicht schon irgendwo ansprechbar ist."

Große Gefahr: Deep Fakes

Ihr Beispiel: "Man macht sich finanziell Sorgen und dann kommt die Klimakrise und man macht sich noch mehr Sorgen, was das heißen könnte für die eigene Zukunft. Und dann kommt die Falschmeldung, die sagt: Ach Klimawandel, das gibt es gar nicht, das ist eine Erfindung von irgendwelchen unseriösen Forschern und Forscherinnen. Und was viele Falschmeldungen und unseriöse Erzählungen im Internet machen, ist: Sie geben mir Struktur."

Besonders gefährlich sei jetzt und erst recht in Zukunft die KI, die hochgradig überzeugende sogenannte "Deep Fakes" kreieren kann: "Damit sind in der Regel Videos gemeint, die auf den ersten Blick echt aussehen, die aber eine Erfindung der KI sind." Die Gefahr sei, dass Menschen nicht mehr wüssten, was wahr und was falsch ist.