Vis à vis - Daniel Langbein: Mein Opa hatte Auschwitz lebenslang
Hermann Langbein war im KZ Auschwitz und wichtiger Zeuge im Auschwitz-Prozess. Sein Enkel, der Schauspieler Daniel Langbein, hat seine Erinnerungen zu einem Theaterstück und Kurzfilm verarbeitet. Von Annette Kufner
Die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz ist jetzt 80 Jahre her. Ein Grund, warum heute so viel bekannt ist über die Verbrechen, die dort begangen wurden, sind Menschen wie Hermann Langbein. Zwei Jahre war er in Auschwitz inhaftiert. In den Frankfurter Auschwitz-Prozessen sagte er später umfassend aus - vor allem über die SS-Ärzte, die im Lager tätig waren.
Sein Enkel ist der Schauspieler Daniel Langbein. Er hat im Rahmen seines Studiums erstmals die Aufzeichnung der Aussage seines Großvaters in Frankfurt gehört: "Mir ist aufgefallen, unter welchem Druck er da steht, wie belastend das ist." Vor den Augen der Täter auszusagen sei eine sehr bedrohliche Situation gewesen.
"Ein wesentlicher Teil von ihm ist in Auschwitz gestorben"
Hermann Langbein kam in Auschwitz in die Schreibstube, wo "an sieben Schreibmaschinen Tag und Nacht nur Totenmeldungen geschrieben wurden. […] Das war sicher ein vehementer Schock für ihn." Als Schreiber hatte er jedoch eine privilegierte Position, die ihm sogar ermöglichte, Verbesserungen für die Häftlinge zu erwirken, berichtet sein Enkel Daniel.
Die Schriften seines Großvaters hat Daniel Langbein in seinem Theaterstück "Lebenslang" aufgearbeitet. Im Frühjahr 2025 erscheint das Stück auch als Kurzfilm. Der Titel beruht auf einer Aussage von Hermann Langbein: "Ich glaube, dass ein wesentlicher Teil von ihm in Auschwitz gestorben ist, der war nicht wiederzubekommen. Und er hat einmal gesagt: Ich habe Auschwitz lebenslang."
Sein Großvater habe es sich zur Aufgabe gemacht, alles dafür zu tun, "um aufzuklären, um die Informationen bereitzustellen für die nachfolgenden Generationen, damit wir die Chance haben, daraus zu lernen und nicht die gleichen Fehler zu begehen, die schon mal begangen wurden."