Jochen Springborn, pflegender Angehöriger.
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Vis à vis - Pflegender: "Wir, die wir zuhause pflegen, haben nie Zeit für uns"

Seit mehr als 20 Jahren pflegt Jochen Springborn seine Frau, die an multipler Sklerose erkrankt ist. Wie er den Spagat zwischen Pflegealltag und Beruf stemmt und welche Unterstützung er für sich und seine Frau wünscht, erklärt er Christina Fee Moebus.

"Der Lebensalltag ist durchgetaktet oder orientiert an dem, was die Pflege oder der Zustand meiner Frau erfordert", erklärt Springborn. Es gehe morgens um 6:30 Uhr los mit Medikamentengabe. Wenn gegen 7 Uhr der Pflegedienst komme, frühstücke er, so Springborn. Um 7:30 Uhr fange er an zu arbeiten von zu Hause. Um 8 Uhr folge das Frühstück zusammen mit seiner Frau. "So geht das den ganzen Tag weiter immer im Wechsel."

Prinzipiell habe er nie das Gefühl, Feierabend zu haben. Wenn man pflegender Angehöriger sei, "ist die Schicht nie zu Ende", so Springborn. Es komme nie die Ablösung - im Gegensatz zu "professioneller Pflege". Das sei ein großes Problem. "Wir, die wir zuhause pflegen, haben nie Zeit für uns."

Springborn sieht es auch kritisch, dass das Pflegesystem in Deutschland eher auf alte und demenzkranke Menschen ausgerichtet sei - ein relativ junger Mensch wolle da etwa nicht in ein Pflegeheim, erklärt er. Auch schildert er die finanziellen Schwierigkeiten für Familien mit zu pflegenden Personen und äußert politische Forderungen.