Symbolfoto: Frauenbeine auf dem Podium bei einer Versammlung der deutschen Unternehmerinnenunion
SVEN SIMON
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Vis à vis - Wie sich deutsche Unternehmerinnen in der Männerdomäne behaupten

Seit 70 Jahren gibt es den Verband deutscher Unternehmerinnen. Die Frauen schlossen sich damals zusammen, weil ihnen der Zugang zu anderen Vereinigungen verwehrt blieb, erzählt die heutige Präsidentin Jasmin Arbabian-Vogel. Seither hat sich viel geändert - doch Frauen werden in der Wirtschaftswelt noch immer anders behandelt. Von Annika Krempel

Frauen auf dem Chefposten eines Unternehmens waren im Deutschland vor 70 Jahren die absolute Ausnahme. Vor allem Erbinnen und Kriegswitwen standen an Unternehmensspitzen - und mussten sich in der Männerwelt der Nachkriegszeit behaupten. Dafür gründeten sie den Verband deutscher Unternehmerinnen.

Arbabian-Vogel: Frauen hinken bei Gründungen zurück

 

Auch heute sind Frauen an der Spitze von Unternehmen noch in der Unterzahl, sagt Jasmin Verbandspräsidentin Jasmin Arbabian-Vogel. "Wir haben in Deutschland aktuell etwas über 35 Prozent unternehmerisch tätige Frauen", sagt die Geschäftsführerin von vier Unternehmen. "Auch bei den Gründungen hinken wir hinterher", so Arbabian-Vogel. Nur 20 Prozent der Start-Ups in Deutschland würden von Frauen ins Leben gerufen.

Die Gründe dafür seien vielseitig, betont Arbabian-Vogel. Ursachen lägen etwa in der fehlenden Kinderbetreuung, in Rollenbildern oder steuerlichen Vergünstigungen für nicht-arbeitende Partnerinnen durch das Ehegatten-Splitting.

Vorurteile sind nach wie vor präsent

 

Doch auch Frauen, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen und ein Unternehmen gründen, würden heute noch immer anders behandelt als Männer, betont die Expertin. Kapital von Banken zu erhalten, sei für Frauen noch immer schwieriger. "Bei Männern wird sehr gerne gefragt: Was sind die Visionen für die Zukunft?", sagt Arbabian-Vogel. "Wenn Frauen sie formulieren, werden sie oft als etwas Spinnertes abgetan." Die Vorurteile seien in den Köpfen vieler Menschen noch sehr präsent.

Für die Aufsichtsräte von börsennotierten Unternehmen mit mindestens 2000 Mitarbeitenden gibt es in Deutschland inzwischen eine Frauenquote von 30 Prozent. Der Verband der Unternehmerinnen habe sich ursprünglich gegen die Quote ausgesprochen, sagt Arbabian-Vogel. Doch dann sei klar geworden, dass es ohne nicht gehe. Die Quote wirke, aber immer nur genau so weit, wie die Vorgaben reichen. "Wir stellen fest, dass die Unternehmen ihrer Verpflichtung nachgekommen sind, sie haben ihre Aufsichtsräte entsprechend besetzt - aber sie sind keinen Schritt weiter gegangen."