Arbeiter arbeiten in Bratislava in einem Werk von Volkswagen an der Montage von Fahrzeugen.
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Vis à vis - Mario Holzner: Exportabhängigkeit riskant für Osteuropa

Die Europäische Union sieht sich mit dramatischen Umbrüchen konfrontiert: Energiewende, Künstliche Intelligenz, Krieg und Verteidigung. Nicht überall steht der Kontinent ganz vorn. Welchen Risiken ist die europäische Wirtschaft ausgesetzt und welche Chancen hat sie? Darüber hat Jan Pallokat mit dem Ökonomen Mario Holzner gesprochen.

Die jüngeren EU-Staaten seien wirtschaftlich noch immer sehr stark auf den Produktionsbereich fokussiert, sagt Mario Holzner, der am Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche tätig ist. "Erst langsam kommen höherwertige Dienstleistungen im unternehmensnahen Bereich dazu." Derzeit spiele in Ost- und Mitteleuropa weiterhin die Automobilindustrie die größte Rolle.

"Länder wie die Slowakei produzieren - pro Kopf gesehen - die meisten Automobile auf dieser Welt", erklärt Holzner. Das Land habe eine Exportquote von fast 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und davon entfalle etwa ein Drittel auf Autos und Ersatzteile. "Also wenn die Umbrüche in der Automobilwirtschaft auf globalem Niveau zu Problemen führen, dann sind diese Länder in großen Schwierigkeiten."

IT-Sektor als Chance


Eine große Chance für die Region könne der IT-Sektor sein, meint der Ökonom. "Wir haben in Ost- und Mitteleuropa viele junge Menschen, die in Mathematik und Wissenschaftsfächern bewandert sind." Außerdem gebe es einzelne "Unicorns": "Das sind Firmen, die auch schon erfolgreich am Markt Geld eingeworben haben, um Hochtechnologie- und Softwareprodukte auch der ganzen Welt zur Verfügung zu stellen", so Holzner.

Es sei ein grundsätzliches Problem in Europa, dass in den modernen IT-Sektoren kleine, schnell wachsende Firmen "irgendwann an eine Glasdecke stoßen", so Holzner. "Wenn es darum geht, wirklich den großen Sprung zu machen, wirklich viel Kapital einzuwerben, dann geht man in die Vereinigten Staaten. Hier fehlt es an einer europäischen Kapitalmarktunion, die diesen Namen verdient."