Vis à vis - Was es mit jemandem macht, wenn er seine Herkunft verleugnet
Marco Ott kommt aus einer Arbeiterfamilie in Dinslaken, in der Bücher keine große Rolle spielten. Als junger Mann will er deswegen nur eines: Weg von zu Hause und seinen peinlichen Eltern. Doch diese Abgrenzung ist nicht nur befreiend, sondern auch schmerzhaft. Von Matthias Bertsch
Mit seinem Buch "Rückkehr nach Reims" ist dem französischen Soziologen Didier Eribon vor einigen Jahren ein Bestseller gelungen. Er beschreibt darin seinen Werdegang vom Arbeiterkind zum Pariser Intellektuellen – und mit wie viel Verleugnung und Abwertung gegenüber seiner Herkunft dieser Aufstieg verbunden war.
Kampf um Bildung - Abgrenzung von den Eltern
Eribon spricht durch sein Buch vor allem jene an, denen Bildung und Studium nicht in die Wiege gelegt werden, sondern die es sich erkämpfen. Einer von ihnen Marco Ott. Der heute 30-Jährige stammt aus einer Arbeiterfamilie im Ruhrgebiet. Als Jugendlicher wurde ihm seine Herkunft immer peinlicher, sein Umzug nach Berlin bedeutete auch: möglichst weit weg von seinen Eltern.
Nach einigen Umwegen hat er nun ein Buch über seine Biografie veröffentlicht: "Was ich zurückließ" Denn seine Abgrenzung von seinen Eltern war nicht nur befreiend, sondern auch schmerzhaft.