Islamismusforscherin und Ethnologin Susanne Schröter, emeritierte Professorin der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Vis à vis - Susanne Schröter: "Islamismus ist eine rechtsradikale Bewegung"

Susanne Schröter zählt bundesweit zu den bekanntesten Islamismusforscherinnen. Die Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam in Frankfurt am Main steht aber auch oft in der Kritik. Ihr wird unter anderem vorgeworfen, den Islam pauschal herabzusetzen. Gerd Dehnel spricht mit Schröter über ihr neues Buch, Mobbing, Wissenschaft und Aktivismus.

Im Februar ist "Der neue Kulturkampf" von Susanne Schröter erschienen. In einem Teil des Buches befasst sie sich mit heftiger Kritik gegen sie, die im Zusammenhang mit einer Konferenz stand, auf der der damals stark kritisierte Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer auftreten sollte. Medien hätten sich in der Angelegenheit weitgehend fair verhalten, der Wissenschaftsbetrieb jedoch nicht.

"Man hat diesen Eklat um Boris Palmer zum Anlass genommen, um eine riesige Mobbingkampagne gegen mich loszutreten", sagt Schröter. "Ich konnte es eigentlich gar nicht fassen, wie sich dieser Anlass nutzen und instrumentalisieren ließ, um mal grundsätzlich mit mir abzurechnen." Viele ihrer Kolleginnen und Kollegen sowie Studierende würden gegensätzliche Argumente in der Forschung gar nicht mehr zulassen.

Keine Grenze mehr zum Aktivismus?


"Für sie ist Wissenschaft ein moralisches, politisches Unternehmen", so die Ethnologin. "Da ist die Grenze zum Aktivismus nicht mehr existent. Man versteht sich als Kämpfer für das Gute, Schöne, Wahre." Es werde ein absoluter Wahrheitsanspruch erhoben, neben dem es keine andere Haltung geben dürfe - ohne Debatte.

Dabei gehe es um den "Versuch einer Purifizierung von Wissenschaft", einer Homogenisierung. "Das sind beispielsweise alle Themen, die sich mit Islamismus beschäftigen oder mit Schattenseiten der Einwanderungspolitik", erklärt sie. Auch im Gender-Studies-Bereich gebe es solche Tendenzen. "Man verbannt alles, was nicht der eigenen Meinung angehört, in einen Bereich, den man als 'rechts' labelt."

Schröter: "Verkehrung von Wirklichkeit"


Dabei wundere sie sich, dass sich diese "Kämpfer gegen rechts" niemals gegen den Islamismus oder etwa die "rechtsradikale türkische Organisatione 'Graue Wölfe'" wendeten, so Schröter. "Islamismus ist ganz klar eine rechtsradikale Bewegung - anders kann man das nicht mehr sagen." Dieses Verhalten sei eine Verkehrung von Wirklichkeit.

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