Vis à vis - Noam Zadoff: Die Geschichte Israels
Ohne die Geschichte lässt sich der Konflikt im Nahen Osten nicht verstehen: Juden hatten ihren Staat, hunderte von Jahren lang, bis sie die Römer vertrieben – vor 2000 Jahren. Danach wurde das Stück Land zwischen Mittelmeer und Jordan zu Palästina – bis Israel vor 75 Jahren gegründet wurde. Christian Wildt spricht mit dem Historiker Noam Zadoff.
Sofort nach der Gründung Israels im Jahr 1948 wurde der neue Staat angegriffen. In mehreren Kriegen hat sich Israel seitdem behauptet und weitere Gebiete eroberte Israel. Das Land sei dabei viel erfolgreicher gewesen, als es selbst erwartet habe, sagt der israelische Historiker Noam Zadoff, der ein Buch über Israels Geschichte geschrieben hat.
Zunächst habe man versucht, die eroberten Territorien als Pfand für den Frieden einzusetzen, erklärt Zadoff. Aber: "Die arabischen Länder wollten keinen Frieden verhandeln aus der Position der Verlierer." So sei Israel zunächst auf den Gebieten quasi sitzengeblieben.
"In diesen Raum haben kleine Gruppen von religiösen Zionisten angefangen, Siedlungen zu bauen", sagt Zadoff. Diese Siedlerbewegung habe sich seitdem immer weiter verbreitet. Sie sorge dafür, dass sich die Konflikte zwischen palästinensischen Zivilisten und israelischen Siedlern im Westjordanland immer weiter verschärft hätten.
Zadoff: Leid ist keine Strategie
Im aktuellen Krieg sieht der Historiker keine Perspektive für eine Lösung des Konflikts. Verständlicherweise sei die Wut in Israel nach den Terrorakten am 7. Oktober groß gewesen. Doch die militärische Reaktion auf die Angriffe verursache viel Leid. "Dieses ganze Leiden ist keine Strategie", sagt Zadoff.
Jede Art von Lösung sei nur unter Einbeziehung beider Seiten denkbar, betont der Historiker. Palästinenser und Israelis teilten dasselbe Land, und das werde auch in Zukunft so bleiben. "Nur zusammen können sie zu einer Lösung kommen."