Johann von Bülow, Schauspieler, bei einem Fototermin (Bild: dpa / Carsten Koall)
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Vis à vis - Johann von Bülow: Loriot war ein Sprachkomponist

Am 12. November wäre Vicco von Bülow alias Loriot 100 Jahre alt geworden. Schon eine Woche vorher feiern wir den großen Humoristen mit einem ARD-Thementag. Anna Pataczek hat dafür mit Schauspieler Johann von Bülow gesprochen und sich die nicht ganz leichten Verwandschaftsverhältnisse der von Bülows erklären lassen.

So eng, wie es viele vermuten, sind sie gar nicht verwandt, der Schauspieler Johann von Bülow und der vielleicht größte deutsche Humorist Vicco von Bülow alias Loriot. Insgesamt gebe es in Deutschland mindestens 600 von Bülows, erklärt Johann von Bülow. Die seien zwar alle irgendwie miteinander verwandt und ließen sich auf den gleichen Raubritter aus dem 12. Jahrhundert zurückführen. Doch die unmittelbare Verwandtschaftslinie zwischen Loriot und ihm habe sich wahrscheinlich schon vor mehreren hundert Jahren getrennt.

In seiner Kindheit sei Loriot für den Schauspieler deswegen nur eine berühmte Persönlichkeit aus dem Fernsehen gewesen, die zufällig den gleichen Namen getragen habe wie er. "Als Kind bin ich ihm einmal bei einem Familientag der von Bülows in München begegnet." Dabei habe ihm Vicco von Bülow auch eines seiner berühmten Knollenmännchen auf eine Servierte gemalt. "Die habe ich natürlich nicht mehr - leider."

Künstlerische Verbundenheit

 

Später als Johann von Bülow dann bereits erfolgreicher Schauspieler war, habe Loriot ihm aber mehrfach geschrieben oder auch angerufen, immer dann wenn er ihn in einem seiner Filme im Fernsehen gesehen habe. "Ich war natürlich glücklich, dass dieser großartige Mann überhaupt bemerkt hat, dass es mich gibt."

Neben dem familiären Austausch ist Johann von Bülow seinem berühmten Verwandten im Verlauf seiner Karriere aber auch künstlerisch immer nähergekommen. Inzwischen liest er regelmäßig aus Loriots Kolumne aus der bis 1992 erschienenen Wochenzeitschrift Quick.

Loriots unvergleichliche Musikalität

 

Drei Jahre nach Loriots Tod im August 2011 sei dessen Tochter, Susanne von Bülow, auf ihn zukommen, nachdem sie die Loriot-Kolumnen aus der Quick in einem Buch neu aufgelegt hatte, so der Schauspieler. Seine Lesung dieser Texte sei dann so ein Erfolg gewesen, dass daraus eine Reihe mit inzwischen über 60 Auftritten geworden ist.

Für Johann von Bülow zeigt sich auch in diesen frühen Loriot-Texten schon die große Sprachkunst des Humoristen. Für ihn als Schauspieler sei es faszinierend gewesen, die Musikalität in Loriots Texten zu entdecken und zu lernen, wie wichtig deren richtige Betonung ist. "Ich glaube, dass Loriot fast so etwas wie ein Sprachkomponist gewesen ist. […] Comedy ist ganz viel Timing und Timing ist Musik." Das habe Loriot so gut verstanden, wie kaum ein anderer, sagt der Schauspieler.

Dieses Vis à vis ist eine Wiederholung und wurde am 6. November 2023 erstmals gesendet.