Faust eines Mannes - eine ausgestreckte flache Frauenhand wehrt ab
Thai Noipho/Colourbox
Bild: Thai Noipho/Colourbox Download (mp3, 28 MB)

Vis à vis - Gewalt gegen Frauen: Eine Betroffene erzählt

Jede vierte Frau in Deutschland hat schon einmal Gewalt durch ihren Partner erfahren. Der "Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" am 25. November macht auf dieses gesamtgesellschaftliche Problem aufmerksam. Nadine ist eine dieser betroffenen Frauen und erzählt Magdalena Bienert von ihren Erlebnissen.

"Ich habe mich in dieser gewaltvollen Beziehung schneller wiedergefunden, als man so dachte. Also ohne es zu bemerken", sagt Nadine. Sie habe ihren Ex-Partner zunächst als eloquenten, tollen Mann erlebt, der Eindruck auf sie gemacht habe.

Dies bröckelte laut Nadine mit der ersten Schwangerschaft. "Am Anfang war es auf einer psychischen Ebene. Am Ende [...] wurde es auch körperlich." Zudem sei sie am Schluss der Beziehung isoliert gewesen, habe keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern gehabt. Die Mutter habe als Erste gesagt, mit dem Mann stimme etwas nicht. "Alle, die etwas Kritisches gesagt haben, wurden aus meinem Umfeld entfernt."

Spirale in gewaltvollen Beziehungen aus Isolation, Stigmatistung, finazieller Abhängigkeit

 

Sie erzählt außerdem von Hausdurchsuchungen und fehlender Hilfe bei der Kindererziehung. Warum Nadine trotz der Entwicklung geblieben ist? "Ein ganz großes Wort ist Scham." Dieses Stigma führe bei vielen Frauen dazu, dass sie nicht so schnell gehen. Es werde immer gefragt, "warum ist sie da geblieben?" Die Gesellschaft frage nie: "Warum macht dieser Mann das? Wieso tut er ihr das immer an?" Hinzu komme bei vielen eine finanzielle Komponente. "Ich war finanziell total abhängig von diesem Mann."

Außerdem berichtet Nadine von Traumata, Täter-Opfer-Umkehr und einem schwierigen Weg vor dem Familiengericht, nachdem sie sich aus der Beziehung gelöst hat. Denn auch nachgewiesene Gewalt betreffe nicht die Erziehungsfähigkeit.

Hier gibt es Hilfe

Betroffene Frauen in Brandenburg finden Hilfe über das Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser e.V. - auf der Website sind für jede Region die Telefonnummern der Frauenhäuser aufgeführt.

Betroffene Frauen in Berlin können sich über die BIG-Hotline einen Platz in einem Frauenhaus vermitteln lassen: 030 / 611 03 00 - unter dieser Nummer bekommen auch Personen aus dem Umfeld der Frauen Hilfe und Beratung. Auch die Frauenberatungsstellen in Berlin können helfen.

Außerdem gibt es ein bundesweites "Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen". Die Nummer 08000 116 016 ist kostenlos und rund um die Uhr erreichbar.

Bei akuten Fällen von häuslicher Gewalt rufen Sie bitte immer die Polizei unter der 110 an.