Vis à vis - Gewalt gegen Frauen: Eine Betroffene erzählt
Jede vierte Frau in Deutschland hat schon einmal Gewalt durch ihren Partner erfahren. Der "Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" am 25. November macht auf dieses gesamtgesellschaftliche Problem aufmerksam. Nadine ist eine dieser betroffenen Frauen und erzählt Magdalena Bienert von ihren Erlebnissen.
"Ich habe mich in dieser gewaltvollen Beziehung schneller wiedergefunden, als man so dachte. Also ohne es zu bemerken", sagt Nadine. Sie habe ihren Ex-Partner zunächst als eloquenten, tollen Mann erlebt, der Eindruck auf sie gemacht habe.
Dies bröckelte laut Nadine mit der ersten Schwangerschaft. "Am Anfang war es auf einer psychischen Ebene. Am Ende [...] wurde es auch körperlich." Zudem sei sie am Schluss der Beziehung isoliert gewesen, habe keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern gehabt. Die Mutter habe als Erste gesagt, mit dem Mann stimme etwas nicht. "Alle, die etwas Kritisches gesagt haben, wurden aus meinem Umfeld entfernt."
Spirale in gewaltvollen Beziehungen aus Isolation, Stigmatistung, finazieller Abhängigkeit
Sie erzählt außerdem von Hausdurchsuchungen und fehlender Hilfe bei der Kindererziehung. Warum Nadine trotz der Entwicklung geblieben ist? "Ein ganz großes Wort ist Scham." Dieses Stigma führe bei vielen Frauen dazu, dass sie nicht so schnell gehen. Es werde immer gefragt, "warum ist sie da geblieben?" Die Gesellschaft frage nie: "Warum macht dieser Mann das? Wieso tut er ihr das immer an?" Hinzu komme bei vielen eine finanzielle Komponente. "Ich war finanziell total abhängig von diesem Mann."
Außerdem berichtet Nadine von Traumata, Täter-Opfer-Umkehr und einem schwierigen Weg vor dem Familiengericht, nachdem sie sich aus der Beziehung gelöst hat. Denn auch nachgewiesene Gewalt betreffe nicht die Erziehungsfähigkeit.