Vis à vis - Lässt sich der Krieg in der Ukraine durch Verhandlungen lösen, Frau Paffenholz?
Eine Studie des Schweizer Think Tanks "Inclusive Peace" hat sich mit der Möglichkeit beschäftigt, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine durch Verhandlungen zu beenden. Wie das funktionieren soll, darüber spricht Lennart Garbes mit der Direktorin von "Inclusive Peace", Thania Paffenholz.
Nach eineinhalb Jahren russischem Angriffskrieg gegen die Ukraine ist mit einem baldigen Ende nicht zu rechnen. Weder die Ukraine noch Russland stehen aktuell vor einem militärischen Sieg. Doch die NATO-Staaten setzen weiter auf die militärische Unterstützung der Ukraine. Für die Schweizer Friedensforscherin Thania Paffenholz ist das zu hinterfragen.
So gebe es eine Diskrepanz zwischen der öffentlichen Diskussion, dass ein Sieg der Ukraine möglich sei, und dem, was Militärexperten sagen: "Militärexperten sagen klar, dass dieser Konflikt militärisch nicht gewonnen werden kann." Laut Paffenholz nimmt man weitere hohe Verluste an Menschen, die sterben, und an Zerstörung in Kauf, "weil man denkt, das kann ja vielleicht sich doch wenden."
Vielen sei nicht bewusst, dass die Mehrheit von bewaffneten Konflikten am Verhandlungstisch endete, so die Direktorin des Schweizer Think Tanks "Inclusive Peace". "Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass auch dieser Krieg irgendwann am Verhandlungstisch endet." Militärische und auch politische Entwicklungen können solche Prozesse beeinflussen, erklärt Paffenholz.
In der Regel werden Verhandlungen demnach bereits vorbereitet, solange im Hintergrund noch gekämpft wird. Auch mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin hält Paffenholz Verhandlungen für realistisch: "Denn es gibt ja genug Diktatoren -sag ich mal - wie Putin auf der Welt, die auch verhandelt haben." Am Ende sei es immer möglich. Sie erklärt unter anderem, wo die Chancen liegen und wie Hindernisse überwunden werden können.