Vis à vis - Radioprofi Rehlinger: "Intimität schaffen kann nur das Radio"
Das Radio feiert seinen 100. Geburtstag und hat ungebrochen guten Zuspruch. Der langjährige rbb24 Inforadio-Moderator Oliver Rehlinger sagt: Die Stärke des Radios ist, dass es nur Ton gibt - das zwinge zum fokussierten Hinhören und schaffe Nähe. Von Christian Wildt
"Ich empfinde es als Vorteil, dass es nur Ton gibt - es zwingt den Hörer sich zu konzentrieren", sagt Oliver Rehlinger. Als Radiojournalist und langjähriger rbb24 Inforadio-Moderator hat er Jahrzehnte am Mikrofon gearbeitet.
Geschützt durch die Abwesenheit des Bildes
Von den Stärken des Radio konnte er sich im Studio selbst überzeugen - etwa, wenn es darum geht, Gefühle abzubilden. Erlebt hat Rehlinger das zum Beispiel, als er den ehemaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck zum Tod eines Kollegen interviewte. "Und dann kam es tatsächlich zu dem Punkt, wo ihm die Stimme versagte und er anfing zu weinen", sagt Rehlinger. Diese Intimität herzustellen, das könne nur das Radio. Anders als beim Fernsehen sei man geschützt von der Abwesenheit des Bildes.
Moderator als Medium
Auch an seinen Arbeitstag am 11. September 2001 kann sich Rehlinger gut erinnern. Die Meldungen überschlugen sich und Reporter waren nicht zu jeder Minute zu bekommen. "Da musste man zu einem Trick greifen", so Rehlinger. Er schilderte selbst die Szenen, die im Fernsehen übertragen wurden. "Ich habe mich sozusagen selbst zu einem Medium gemacht", so Rehlinger.
Dieses Vis à vis ist eine Wiederholung und wurde am 24. Oktober 2023 erstmals gesendet.