Vis à vis - "Alles anders machen": Doku über die Ost-taz
Wenige Wochen nach dem Mauerfall, im Februar 1990, startet im noch geteilten Berlin ein Experiment: die Ost-taz, die erste Zeitungskooperation zwischen Ost und West. Michael Biedowicz hat dort als Fotoredakteur gearbeitet und jetzt eine Doku über die Zeitung gedreht. Von Jana Ebert
Die Ost-taz gab es nur für wenige Monate, deshalb ist ost-west-deutsche Zeitungskooperation heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Fotoredakteur Michael Biedowicz erinnert sich trotzdem "mit ganz großem Wohlwollen" an die Zeit zurück. Für den rbb hat er jetzt die Doku "Alles anders machen" über die Zeit bei der Ost-taz gedreht.
Biedowicz: Bei Null anfangen und frei loslegen
Die Redaktion bezog Räume im Seitenflügel des Zentralkomitees der SED in der Oberwasserstraße 12. "Ich bin da durch die Gegend gelaufen und habe gedacht: Jetzt bin ich hier, wo früher sozusagen über das ganze Land entschieden wurde", sagt Biedowicz. Der Titel der Dokumentation beziehe sich auf das damalige Lebensgefühl: "Wir fangen bei Null an, wir können frei loslegen".
Die Macher der eigenständigen Ost-taz gerieten jedoch schnell mit ihren Westkollegen aneinander - zu unterschiedlich waren Sozialisation, Selbstverständnis und der Blick auf die Gesellschaft. Was sich bis heute als Gräben zwischen Ost und West manifestiert, war bereits in den wenigen Monaten der Existenz des taz-Ostablegers erkennbar. Das Schicksal der Zeitung und ihres Teams nahm seinen Lauf, wenn auch nur einen kurzen.