Räumung der Mainzer Straße mit Wasserwerfern im Jahr 1990.
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Vis à vis - "Capital B": Doku zeigt Goldgräberstimmung und Größenwahn in Berlin

"Wem gehört Berlin?" Mit dieser Frage beschäftigt sich die Dokuserie "Capital B". Die Chronik zeigt die vergangenen drei Jahrzehnte Berlins. Regisseur Florian Opitz sagt, ein historisches Gedächtnis über diese Zeit habe bislang gefehlt. Dabei habe es "unglaubliche Skandale" gegeben. Von Alexander Soyez

30 Jahre Berlin, die die Stadt zu dem gemacht haben, was sie heute ist, zeigt die dokumentarische Miniserie "Capital B - Wem gehört Berlin?". Regisseur Florian Opitz stellt Aufbruchsstimmung der Subkultur, unternehmerische Goldgräberstimmung, politischen Größenwahn und zivilen Widerstand gegenüber. Die vom rbb koproduzierte Reihe (fünfmal etwa 55 Minuten) ist jetzt in der Arte-Mediathek abrufbar.

"Diese Stadt hatte offensichtlich kein historisches Gedächtnis über die letzten dreißig Jahre", berichtet der Grimme-Preis-prämierte Regisseur von den anfänglichen Schwierigkeiten bei der Recherche. Es habe viele Dokus über Kriegs- und DDR-Zeit sowie den Mauerfall, aber nichts über die Jahrzehnte danach gegeben.

Opitz: Zivilgesellschaft in Berlin etwas Besonderes

 

Doch in der Zeit habe es unglaubliche Skandale gegeben, sagt Opitz. "All das war - kurz nachdem es passiert ist - vergessen." Dazu in der Serie zu Wort kommen prominente Politikerinnen und Politiker wie Renate Künast (Grüne) und ehemalige Regierende Bürgermeister der Stadt. Außerdem sind bekannte Musiker wie Peter Fox und Rapper Kool Savas sowie die Mitbegründerin der Loveparade, Danielle de Picciotto, zu sehen.

Bewusst habe man auch Akteure der "Stadt von unten" begleitet. Dazu zählt Opitz etwa Menschen aus der Hausbesetzer- und Clubszene oder von verschiedenen Initiativen. "Das ist was ganz besonderes, das ist ein besonderes Pfund - die Zivilgesellschaft, die Berlin hat. Da fragt man sich manchmal, warum die Politik eigentlich immer gegen die Zivilgesellschaft arbeitet und nicht das Potential und das Wissen der Zivilgesellschaft nutzt, um diese Stadt gemeinsam voranzubringen."