Symbolbild: Ein Modellhaus, Geldscheine und ein Testament stehen auf einem Tisch, im Hintergrund streiten sich zwei Menschen (Bild: dpa / Christin Klose)
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Vis à vis - Notar Christoph Paul hilft, wenn Familien sich ums Erbe streiten

Wenn die Eltern sterben, werden aus Geschwistern nicht selten Feinde, die sich erbittert um das Erbe streiten. Wer sich nicht einigen kann, landet oft vor Gericht. Der Berliner Notar und Mediator Christoph Paul vermittelt, wenn sich Angehörige um den Nachlass streiten.

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 100 Milliarden Euro vererbt. Nicht selten kommt es dabei zum Streit zwischen den hinterbliebenen Angehörigen. Aus Geschwistern und engen Familienmitgliedern werden plötzlich erbitterte Feinde, die bis vor Gericht ums Erbe streiten.

Letztendlich gehe es dabei meistens weder allein um das alte Porzellanservice der Mutter noch allein ums Geld, erklärt der Berliner Notar und Mediator Christoph Paul. Stattdessen gehe es um eine "Auffüllung der Gerechtigkeitskonten" der Angehörigen. "Gerechtigkeit bekommt man einerseits über das Hilfsmittel Geld." Auf der anderen Seite gehe es aber auch darum, wie die Wertschätzung und die unterschiedlichen Leistungen für die Familie ausgeglichen werden können. Oft sei ein Erbstreit eine ganze Gemengelage von Themen, bei der es nicht zuletzt auch um die Beziehung der Erben zueinander gehe.

Eine ganze Reihe klassischer Erbstreitigkeiten

 

Der Notar und Mediator kennt eine ganze Reihe klassischer Erbstreitigkeiten. Etwa dass ein Kind in der Vergangenheit bereits mehrere Geldgeschenke durch die Eltern erhalten habe und dadurch die Frage entstehe, inwieweit das angerechnet werde. Oder auch die Frage, ob ein Kind deutlich mehr eigene Zeit in die Pflege der Eltern investiert hat, als die anderen Kinder und wie das vergütet werden kann. Und auch Patchworkfamilien machen das Erben nicht einfacher, warnt Paul.

Für seine Arbeit als Mediator in Erbstreitangelegenheiten versucht er deswegen ganz bewusst, die Beteiligten auch auf der emotionalen Ebene zu erreichen. "Dann fließen auch mal Tränen, […] dann ist da auch mal eine Wut, dass man sich schlecht behandelt fühlt." Für diese Momente holt sich Paul auch gezielt Kolleginnen aus dem psychosozialen Bereich dazu, um die Emotionen der Betroffenen aufzufangen und auch das Thema Gender besser abdecken zu können.

Was würden die Eltern dazu sagen?

 

Um am Ende eine gerechte Aufteilung des Erbes zu finden, geht der Notar dabei nach einem strukturierten Verfahren vor. "Man versucht zunächst die Geschichte zu erfassen, versucht zu erfahren, was die jeweiligen Sichtweisen sind. Dann werden die Themen gesammelt und dann geht man jedes einzelne Thema nacheinander an."

Das sei oft ein sehr mühsamer und kleinteiliger Prozess, gibt Paul zu. Dabei stelle er auch oft die Frage: "Was glauben Sie, was ihre Eltern dazu sagen würden?" Am Ende versuche er über eine Vielzahl von Techniken die Beteiligten zu motivieren, zu überdenken, was sie als klare Positionen im Kopf haben, die sie unbedingt erreichen wollen. "Da versucht man sie mit vielen kleinen Schritten wegzulenken, hin zu dem, was ihnen wirklich am Herzen liegt."