Die Trophäe "Lola" bei einem Fototermin zu der Bekanntgabe der Nominierungen für den Deutschen Filmpreis 2023
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Vis à vis - Geschäftsführerin Anne Leppin über 20 Jahre Deutsche Filmakademie

Am 8. September 2003 gründeten rund einhundert Filmschaffende im Berliner Hotel Adlon die Deutsche Filmakademie. Zum 20. Geburtstag hat unser Filmexperte Alexander Soyez mit Filmakademie-Geschäftsführerin Anne Leppin über die aufregende Geschichte des Forums für Filmkreative gesprochen.

Bernd Eichinger, Uli Felsberg und Helmut Dietl galten 2003 als Initiatoren, die am 8. September vor 20 Jahren rund einhundert Filmschaffende im Berliner Hotel Adlon versammelten, um die Deutsche Filmakademie zu gründen. Auch wenn die Akademie mit über 2.200 Mitglieder inzwischen als wichtigstes Forum für Filmkreative in Deutschland gilt, ist sie auch im Jubiläumsjahr nicht vor einem ordentlichen Streit sicher.

Ausgerechnet zum runden Geburtstag gab es heftige Kritik für die Filmakademie. Weil es Christian Petzolds bei der Berlinale ausgezeichneter Film "Roter Himmel" nicht einmal in die Vorauswahl für den Deutschen Filmpreis geschafft hatte, den die Filmakademie seit 2005 organisiert, hagelte es Unmutsbekundungen.

Neues Nachdenken über Filme in Deutschland

 

Auch Filmakademie-Geschäftsführerin Anne Leppin erinnert sich noch gut. "Das ist nicht nur ein Phänomen von diesem Jahr gewesen." Der Streit darum, wer es in die Vorauswahl zum Filmpreis schaffen soll, gehöre seit der Gründung der Akademie jedes Jahr dazu, erklärt die Filmproduzentin. Deswegen habe man sich nun auch darauf geeinigt, künftig keine Vorauswahl mehr zu treffen, sondern alle Bewerbungen zuzulassen.

Trotz aller Enttäuschung über die jährlichen (Nicht-)Nominierungen habe die Filmakademie, die 2004 ein Gremium aus Politikerin, Kirchenvertretern und Journalisten als Jury für den Filmpreis ablöste, grundsätzlich verändert, wie in Deutschland über Filme nachgedacht wird, sagt Leppin. "Seit 2004 gucken Filmschaffende die Filme der Kollegen, und schon der Weg dahin, […] hat das Miteinander total verändert und auch die Arbeit und die Qualität der Filme verändert."

Weniger elitär, dafür mehr Themen

 

Dabei ging es bei der Gründung der Filmakademie nicht nur um eine fachkundigere Vergabe der Lolas, erklärt die Produzentin. "Es ging auch darum, dass die Filmschaffenden ein Zuhause kriegen, wo sie ihre Kollegen treffen, […] und das fehlte bis dahin total."

Über die Jahre sei die Filmakademie dann vor allem viel weniger elitär geworden, findet Leppin. "Wir versuchen uns auch zu öffnen und jüngere Leute reinzuholen und uns breiter aufzustellen und uns auch viel mehr Themen zu widmen." Dazu zählt die Geschäftsführerin etwa das Projekt "Spots", bei dem die Filmakademie mit Filmkursen für junge Menschen, gegen den Rechtsruck im ländlichen Raum vorgehen will. Aber auch die Themen Migration, Klimaschutz und Nachhaltigkeit sollen zukünftig in der Filmakademie eine noch größere Rolle spielen.

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Präsidium der Deutschen Filmakademie, Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger_Nominierungsabend Deutscher Filmpreis 2023_foto: Eventpress Radke/picture allaince
Eventpress Radke/picture allaince

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