Symbolfoto Zukunftsangst: Ein Fernglas vor einem Meer mit dunklen Wolken und einem Regenbogen.
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Vis à vis - Warum haben die Deutschen keine Zuversicht, Herr Grünewald?

Zwei Drittel der Bevölkerung misstrauen der Regierung und ihrer Politik. Zuversicht scheint derzeit nur noch im Privaten angebracht. Das zeigt zumindest eine tiefenpsychologische Studie des Kölner Rheingold-Instituts. Gibt es wirklich den Rückzug aufs Sofa? Darüber spricht Christian Wildt mit dem Psychologen und Institutsgründer Stephan Grünewald.

Viele Deutsche bleiben lieber mental zuhause als sich mit einer scheinbar durcheinander geratenen Welt auseinanderzusetzen. Das hat der Psychologe Stephan Grünewald in intensiven Interviews herausgefunden. "Das, was wir erleben, ist, dass die Sicht nach draußen in die Welt mit ihren Krisen, ihren Bedrohungen, dass die wirklich ausgeblendet wird", sagt der Gründer des Kölner Markt- und Medienforschungsinstituts Rheingold.

"Zwischen der privaten Welt und der Welt da draußen spannen die Menschen unbewusst einen Verdrängungsvorhang." Sie würden sich auf das private Glück fokussieren und beunruhigende Entwicklungen wie Krieg und Klimawandel ausblenden. So habe sich in den Befragungen auch gezeigt, dass die Menschen im privaten Bereich eine große Zufriedenheit und einen optimistischen Blick in die Zukunft zum Ausdruck bringen.

"Großes Polarisierungspotential beim Klima"

 

Anders sei es im Hinblick auf Politik und Gesellschaft: Zwei Drittel der Bevölkerung misstrauen der Regierung. Verblüfft habe ihn, dass bei kaum einem Thema die Meinungen so sehr auseinandergehen wie beim Klima: "Hier haben wir ein großes - auch durch die Generationen gehendes - Polarisierungspotential", sagt Grünewald.

Der Psychologe Stephan Grünewald
Stephan Grünewald hat in diesem Sommer sehr intensiv Dutzende Menschen in Deutschland befragt. Ausgesucht wurden sie als durchschnittliche Repräsentanten unserer Gesellschaft. Bild: dpa