Ahmet Basar Sen, Botschafter der Türkei in Deutschland
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Vis à vis - Türkischer Botschafter Şen: Wir brauchen Millionen Decken!

Eine Woche nach den Erdbeben im Südosten der Türkei und dem Nordosten Syriens können kaum noch Menschen lebend geborgen werden. Jetzt geht es vor allem um Nothilfen für die zahlreichen Überlebenden. Der türkische Botschafter in Deutschland, Ahmet Başar Şen, organisiert Hilfslieferungen - und dankt für die deutsche Unterstützung. Von Christian Wildt

Ahmet Başar Şen ist seit September 2021 der Botschafter der Republik Türkei in Berlin. Im Vis à vis mit rbb-Redakteur Christian Wildt dankt er der deutschen Gesellschaft für die konkreten Hilfen. "Wir sind wirklich überwältigt von dieser Solidarität."

Şen bittet um weitere Spenden aus Deutschland

 

Er wünsche sich, dass die Geld- und Sachspenden weiter anhalten, "weil diese Katastrophe so groß ist." Die Menschen bräuchten jetzt unter anderem wintertaugliche Zelte und Decken. "Wir brauchen Millionen Decken!"

Eine Woche nach den Beben werden immer noch Überlebende gerettet. Am Montagmorgen holten Einsatzkräfte zwei Frauen lebend aus den Trümmern eingestürzter Häuser. Bislang (Stand Montagmittag) wurden allein in der Türkei fast 30.000 Tote registriert, in Syrien etwa 5.000. Viele Menschen sind obdachlos.

Ahmet Başar Şen, türk.Botschafter, im Gespräch mit Christian Wildt
Bild: Banu Baturay

Verwandte wollen Betroffene nach Deutschland holen

 

Şen sagt, viele Menschen hätten Angst, in verbliebene Häuser zurückzuziehen und seien in andere türkische Städte zu Verwandten und Freunden gezogen. Auch die mehr als drei Millionen türkischstämmigen Menschen in Deutschland würden ihren Verwandten und nahen nahestehenden Menschen helfen wollen.

Viele von ihnen hätten sich an die türkischen Vertretungen gewandt, um Verwandte für eine Weile zu sich holen zu können. Damit sie "dieses Trauma bearbeiteten, eine warme Wohnung, ein Dach über dem Kopf und eine warme Suppe haben können", so Şen. Dabei sieht der türkische Botschafter es als hilfreich an, wenn die deutsche Behörden Visabestimmungen erleichterten.

Deutsche Staatsspitze im Kondolenzbuch der Botschaft

 

Zu den Ursachen für den mangelnde Stabilität vieler Gebäude sagte Şen, es sei schmerzhaft zu erleben, dass mehr als 10.000 Gebäude kollabiert sind. Eine Regierungskommission untersuche, "mit welcher Erlaubnis und Genehmigungen diese Gebäude gebaut worden sind. Und die Verantwortlichen werden befragt und sehr wahrscheinlich bestraft, wenn sie Verantwortung tragen, dass das so passiert ist."

In das Kondolenzbuch in der türkischen Botschaft in Berlin haben laut Şen bereits Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock eingetragen. "Sie kamen in die Botschaft und haben uns ihr Mitgefühl gezeigt. Und wir sind sehr dankbar dafür", so Şen.