Schlagzeilen britischer Zeitungen zur Kubakrise 1962
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Vis à vis - Andreas Etges: 60 Jahre Kubakrise und Atomkriegsgefahr

Dass Russlands Staatsschef Putin im Krieg gegen die Ukraine mit dem Einsatz von Atomwaffen droht, nimmt US-Präsident Biden sehr ernst. Die Gefahr einer atomaren Konfrontation sei so groß wie bei der Kubakrise vor genau 60 Jahren. Matthias Bertsch spricht mit dem Berliner Historiker und Kennedy-Spezialisten Andreas Etges über Parallelen.

"Niemals zuvor stand die Welt so nah vor einem Atomkrieg", sagt Etges. "Die Sowjetunion und die USA - beide hochgerüstet mit vielen Atomwaffen - bedrohten sich damit." Die Kuba-Krise in den 1960er Jahren gelte damit zu Recht als die gefährlichste Phase des Kalten Krieges, so der Historiker. Das Krisenmanagement sei auf beiden Seiten "nicht perfekt" gewesen, beide "hatten die Lage nicht komplett im Griff".

Betrachte man die aktuelle Lage im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, so ließen sich Ähnlichkeiten, aber auch wichtige Unterschiede zur damaligen Zeit feststellen, sagt Etges. "Was eindeutig ist diesmal, ist, dass Wladimir Putin mit dem Einsatz von Atomwaffen droht - wenn denn die russische nationale Sicherheit bedroht ist." Und die USA drohten ihrerseits mit "schwersten Konsequenzen", erklärt der Historiker.

"Wir sehen sozusagen wieder das gefährliche Spiel, das es im Kalten Krieg auch gab, der Drohung", sagt Etges. Sie diene dazu, die andere Seite von etwas abzuhalten. "Und diese Drohung kann ja eigentlich nur funktionieren, wenn sie glaubwürdig ist." Wie man aus dieser Lage herauskomme, sei eine äußerst schwierige Frage, doch es gehe wohl nicht ohne Diplomatie. Die Lehren aus dem Kalten Krieg zeigten, so der Historiker: "Wir müssen immer im Gespräch bleiben."