Doppeldecker der BVG fährt an einer Baustelle vorbei
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100 Sekunden Leben - Wann kommt das Matratzenticket?

Bus und Bahn sind mal wieder teurer geworden: Seit dem Jahreswechsel gelten in Berlin und Brandenburg neue Ticketpreise. Kolumnistin Doris Anselm fragt sich: Wenn mehr Geld in die Kasse kommen soll, warum nicht mal mit kreativen neuen Tickets statt mit simpler Preiserhöhung?

Nein, ich war das nicht, damals mit dem Pony in der S-Bahn. Trotzdem: Ich finde die Preispolitik des VBB realitätsfern. Man könnte meinen, es ließe sich seit Jahren immer nur dasselbe unternehmen in den Öffis. Kurzstrecke fahren. Viermal fahren. Einen Tag lang fahren. Und das kostet dann jetzt zwanzig Cent mehr, dreißig Cent mehr … schnarch! In Wahrheit geht es doch in Bus und Bahn viel bunter zu – und hier könnte man das Schleppnetz auswerfen, also preislich gesehen. Wobei, von mir aus auch wörtlich, sofern sich kein Fahrgast verheddert.

Was ich sagen will: Vor allem Berliner sind dafür bekannt, die Öffis sehr viel kreativer zu nutzen als vorgesehen. Wann also kommt endlich das Matratzenticket für den kleinen Umzug? Und verdienen Leute, die ihren eigenen Sessel mit in die U-Bahn nehmen und damit einen Sitzplatz schaffen, nicht statt Strafe Rabatt? In einer BVG-Werbung schnippelte mal eine Frau Zwiebeln in der Bahn, Tenor damals: "Is mir egal". Dabei könnte das Geld bringen. Warum hat nicht jeder Zug einen "Würzigen Waggon", wo solche Leute gegen Aufpreis unter sich bleiben, Döner essen können und so weiter? Sie tun’s doch sowieso.

Die starren Beförderungsbedingungen haben außerdem gefährliche juristische Untiefen: Zum Beispiel sind in Bus und Bahn bisher abgesehen von Fahrrädern pauschal alle Objekte verboten, die größer als ein Koffer sind. Da könnte manch reisende Brandenburgerin argumentieren, dass ihr maulfauler Klotz von Ehemann künftig zuhause bleibt. Worauf der Mann das Beförderungsrecht seiner streitlustigen Frau anfechtet. Verboten ist nämlich auch "Explosionsfähiges, leicht Entzündliches oder Ätzendes". Also, lieber VBB: Bitte nachbessern bei der Ticketpolitik – auch für den sozialen Frieden.