Ein Trecker in einem Demonstrationszug im Berliner Regierungsviertel mit der Aufschrift "Farmers For Future".
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100 Sekunden Leben - Traktoren-Demo in Berlin

Die Bauern waren gestern in Berlin. Am Brandenburger Tor demonstrierten die Landwirte gegen die Subventionsstreichung beim Agrar-Diesel. Unser Kolumnist Thomas Hollmann fand die Trecker-Parade beeindruckend.

Das waren imposante Bilder gestern am Brandenburger Tor. Sind Trecker doch inzwischen echte Monstertrucks. Hoch wie ein Haus, und liegt was im Weg, wird das kurzerhand weggeschoben. Aber das Brandenburger Tor haben die Bauern netterweise stehen lassen.

Den Grünen und der FDP ging trotzdem die Muffe. Die hatten schon vorher dem anderen die Schuld gegeben. Dass ich mich frage: Wird bei politischen Krisensitzungen im Gegensatz zu Kaninchenzüchter-Sitzungen eigentlich kein Protokoll geführt? Ich meine, wenn einer vorschlägt, den Bauern ihre Diesel-Subventionen zu streichen, muss das doch wer aufschreiben. Dass man später nachlesen kann, wer das vorgeschlagen hat. Aber wahrscheinlich befinden wir uns bereits in einem post-protokollarischen Krisenmodus.

So eine Trecker-Demo ist ja schon richtig old school. Einfach mitten rein in die Stadt und dann ordentlich rumstinken und auf dicke Hose machen. Mich hat das an die amerikanische Außenpolitik erinnert, wenn die USA ihren Flugzeugträger ins Mittelmeer verlegt. Da ist die Botschaft die gleiche: Provoziert uns jetzt besser mal nicht weiter.

Aber weil die Kühe im Stall warteten, haben die Bauern gestern pünktlich Schluss gemacht. Mussten die den ganzen Weg doch wieder zurück – mit ihren Treckern. Das ist der Unterschied zur Klimakonferenz in Dubai. Die Demonstranten dort sind zurückgeflogen. Nicht mit Agrardiesel, dafür mit steuerfreiem Kerosin.

Stellt sich die Frage einer jeden Demonstration: Was hat sie gebracht? Auf jeden Fall die Erkenntnis, dass es immer eine Alternative gibt. Es braucht keine Klimakleber, um die Stadt lahmzulegen, Trecker fahrende Bauern schaffen das auch.