100 Sekunden Leben - Nur nichts vornehmen
Weihnachten steht vor der Tür und Silvester ist auch schon bald. Aber Kolumnist Thomas Hollmann will partout keine Vorsätze für das neue Jahr fassen. Und da ist er nicht der Einzige, hat er festgestellt.
Ich habe mir fest vorgenommen, mir nichts vorzunehmen für 2024. Stattdessen freue ich mich auf all die Sachen, die ich kommendes Jahr nicht machen muss. Wählen zum Beispiel. Muss ich nicht machen. Weil in unserer Turnhalle mit den Urnen und den Wahlzettel alles geklappt hat. Und mit der Bahn muss ich im Januar auch nicht fahren. Das könnte ich vermutlich auch gar nicht, weil im Januar wohl gestreikt wird. Aber es nicht zu müssen, macht die Sache angenehm und erspart Enttäuschungen. Deshalb: Wenn Sie schon einen Vorsatz fassen wollen würde, dann den, keinen zu fassen und Dinge einfach bleiben zu lassen.
Macht Jürgen Trittin auch. Der ewige Grüne lässt die Politik bleiben. "Ein bisschen Reisen, Clash und Talking Heads hören". Das will er machen, wenn Silvester um ist und er kein Bundestagsabgeordneter mehr. Hat der Trittin dem Spiegel gesagt. Und das finde ich sympathisch: alte Platten hören, statt eine zwielichtige Karriere als Ex-Politiker-Kolumnist anzugehen.
Ich habe dann auch gleich mal Talking Heads gehört. "Burning Down the House", "Psycho Killer", "Once in a lifetime". Kunststudenten-Mucke aus dem vergangenen Jahrtausend, aber man kann dazu tanzen. Und zu den Clash sowieso. Tanzen könnte ich nächstes Jahr eigentlich auch mal wieder, solange ich es mit nicht vornehme.
Aber jetzt kommt erst einmal Weihnachten. Und Franziska Giffey hat die Frohe Botschaft bereits verkündet: "Wir holen die Wärme zurück". Das hat die Wirtschaftssenatorin und Feelgood-Genossin passend zum Fest und zum Rückkauf des Berliner Wärmenetzes gesagt. "Wir holen die Wärme zurück." Mein Herz hat da gleich ganz doll zu bollern begonnen. Aber Obacht, nicht dass der Tannenbaum noch Feuer fängt und die Talking Heads recht behalten: Burning down the house.