Das Management der Bahn hat mir bisher noch nie einen, wie heißt es immer, "üppigen" Bonus spendiert. Nein, mir gegenüber war die Bahn stets äußerst knickerig. Dabei hab’ ich früher mal an diesem BahnBonus-Programm teilgenommen, das soll ja so eine Art Meilensammeln sein. Nach ungefähr achtundzwanzigtausend bahngefahrenen Kilometern, so kam es mir vor, konnte man zur Belohnung wählen zwischen einem Plüsch-ICE als Schlüsselanhänger oder anderthalb Freikilometern, einlösbar an einem beliebigen Mittwoch im April auf der Strecke zwischen Koblenz und Traben-Trarbach.

Mir war nie klar, warum ich so kurz gehalten wurde von der Bahn, aber jetzt hab ich’s kapiert. Die Boni für die Vorstände sind nämlich "leistungsabhängig". Und ich habe wohl immer gedacht, für mich als Fahrgast würde es als Leistung ausreichen, eine Fahrkarte gekauft zu haben und nicht allzu oft im Zug Eiersalat zu essen. Das war offenbar naiv.

Vielleicht hab’ ich sogar komplett falschrum gedacht. Denn wenn die Bahnvorstände ihre leistungsbezogenen Boni kriegen, während zum Beispiel die Pünktlichkeit der Züge erneut schlechter geworden ist, dann wäre eine entsprechende Leistung von mir als Fahrgästin ja, den Eiersalat nicht nur im Zug zu essen, sondern auch zuzubereiten, und zwar im Türbereich, damit die Abfahrt sich verzögert.

Eigentlich könnte ich auch gleich die Hühner mitnehmen und sie im Ruheabteil halten, um die Kundenzufriedenheit weiter zu senken, denn auch die wurde in die Vorstandsboni eingerechnet. Ach ja, das Streckennetz ist ebenfalls in einem miserablen Zustand. Dazu kann ich persönlich leider wenig beitragen, aber man muss auch Anderen etwas gönnen können. Nach der Logik des Vorstands gehen dann künftig die meisten BahnBonus-Punkte an Kabeldiebe.