100 Sekunden Leben - Allergisch gegen krank sein
Die Erkältungswelle schwappt weiter durch Berlin und Brandenburg – und durch unsere Kolumnisten-Garde: Erst Sebastian Schiller, dann Thomas Hollmann. Normalerweise haut ihn krank sein nicht um – diesmal aber schon.
Ich bin allergisch gegen krank sein. Denn das war ich früher häufiger und wurde bei der Gelegenheit auch schon mal notoperiert. Da habe ich entschieden, in Zukunft nicht mehr krank zu sein. Und die vergangenen 30 Jahre war ich das auch nicht mehr. Sieht man mal von ein paar Erkältungen ab, die aber nicht als krank sein gelten. Und mit dem Bandscheibenvorfall konnte ich auch weiterarbeiten. Aber mit Corona durfte ich dann nicht in die Redaktion.
Als es mich am Montag in die Horizontale fällte, hat mir das natürlich zu denken gegeben. Zumal vorher ein 88-jähriger Hörer gemailt hatte, er habe letztens in Andalusien an diversen Infusionsschläuchen gehangen. Vor dem Tod habe er keine Angst gehabt, umso mehr davor, es nicht zurück nach Berlin zu schaffen. Ich würde zumindest im eigenen Bett sterben.
Es war dann aber doch nur ein grippaler Infekt und nicht einmal Corona. Und so dazuliegen hat auch etwas Entspannendes, habe ich festgestellt. Denn man muss ja nicht aufstehen.
So daliegend ist mir dann aufgefallen, dass die Zimmerdecke mal wieder gestrichen werden müsste und der Lauterbach gar nicht Gesundheitsminister heißen dürfte. Krankenminister müsste der sich nennen. Denn es heißt ja auch nicht Gesundheitshaus. Aber weil der Minister die Leute arbeitsfähig erhalten soll, muss er optimistisch und also gesund daherkommen.
Ich bin denn auch schon wieder halbwegs bei Kräften. Und ich habe mir vorgenommen, die nächsten 30 Jahre erneut nicht krank zu werden. Wobei: ein bisschen krank geht vielleicht doch. Das macht irgendwie auch Spaß: bis halb zehn zu pennen.