Unter Schwarzlicht wird im Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg Minigolf gespielt (Bild: dpa / Rainer Jensen)
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100 Sekunden Leben - Wo es egal ist, wer gewinnt

Angesichts der schwierigen Weltlage ist Doris Anselm auf der Suche nach einem überschaubaren, friedlichen Rückzugsort. Schön wäre es, wenn die wesentlichen Dinge bunt leuchten würden und es egal wäre, wer am Ende gewinnt, wie etwa beim Schwarzlicht-Minigolf.

Nach langem Überlegen ist mir nun vor ein paar Tagen endlich meine einzig mögliche Reaktion auf die wahnsinnige Weltlage klargeworden. Fest entschlossen zog ich los, um zu tun, was ich tun konnte, ja, was ich schon längst hätte tun sollen. Leider war die Schwarzlicht-Minigolf-Anlage ausgebucht. Die nette Frau am Empfang sagte mir, es ginge jetzt schon los mit den Weihnachtsfeiern! Firmen, Vereine und so weiter. Da scheint sich der gleiche Trend abzuzeichnen wie mit den Lebkuchen, die ab August im Supermarkt zu haben sind.

Ich bin übrigens schonmal fast zur internen Weihnachtsfeier einer Firma eingeladen worden, bei der ich gar nicht gearbeitet, sondern nur angerufen hatte, als Kundin, das aber häufiger. Um mein Problem zu lösen, sprach ich mit so vielen verschiedenen, dann aber auch wieder mit den gleichen Mitarbeitenden, dass ich irgendwann die einen informieren konnte, wann die anderen in Urlaub waren. Nach ein paar Wochen kannte ich das Organigramm der Firma besser als der Chef. Ich hatte mich so gut eingearbeitet, dass ich nur mit Mühe eine Einzahlung in die Kaffeekasse umgehen konnte. Mein Argument war, dass ich mich ja dauerhaft im Homeoffice befände.

Naja, und dann kam das Gespräch auf die Weihnachtsfeier, aber das war mir dann doch unangenehm nach meinem Kaffeekassengeiz, also lenkte ich ab. "Haben Sie schonmal Schwarzlicht-Minigolf gespielt?", fragte ich, "das würde ich total gerne ausprobieren." Meine Telefon-Gesprächspartnerin auch. Wir haben uns dann aber irgendwie aus den Ohren verloren, als in der Firma umstrukturiert wurde. Tja, und jetzt habe ich immer noch kein Schwarzlicht-Minigolf gespielt. Dabei wäre es wirklich perfekt in diesen Zeiten. Eine überschaubare, friedliche Welt, in der die wesentlichen Dinge bunt leuchten und es völlig egal ist, wer gewinnt und wer verliert.