100 Sekunden Leben - Liebe Heimat
Jürgen Klopp hat viele Fans. Und die weibliche Anhängerschaft des Fußballtrainers dürfte noch zunehmen. Hat der Coach des FC Liverpool doch erklärt: "Heimat ist für mich da, wo meine Frau sich wohlfühlt." Ein folgenreicher Satz für den deutschen Fußball, findet unser Kolumnist Thomas Hollmann.
Ein fußballmächtiger Mann, der an der Seitenlinie zum zähnefletschenden Irren mutiert, wird zuhause ganz lieb und zahm und fragt seine Angebetete, wo er ihr den roten Teppich denn bitte sehr ausrollen soll. In diesem Falle ist der tatsächlich rot, der Teppich. Ist Rot doch die Vereinsfarbe des FC Liverpool. Und weil Ulla in Liverpool bleiben wollte, hat Kloppo seinen Vertrag dort verlängert – und konnte deshalb nicht Bundestrainer geworden.
Sollte das deutsche Fußball-Schicksal in den Händen einer Frau liegen und Ulla unsere Yoko Ono sein? Das könnten sich die weniger weiblichen Klopp-Fans fragen. Auch wenn Paul McCartney erst kürzlich gesagt hat, die Beatles wären so oder so auseinandergegangen – auch ohne Yoko.
Aber vielleicht hätten die Beatles vorher noch zwei Platten gemacht. Das hätten die Fans bestimmt gut gefunden. Wie die Anhänger der deutschen Fußball-Nationalmannschaft es ebenso schätzen würden, bei der Europameisterschaft nicht in der Vorrunde rauszufliegen. Aber Ulla steht halt auf Liverpool und deshalb ist Jürgens Heimat gerade weder Frankfurt noch Berlin.
Dabei sind hier gestern 80 Weihnachtsmärkte eröffnet worden. Das Fest der Liebe wird also ausgiebig gefeiert. Und am Brandenburger Tor steht jetzt eine Riesentanne. Zumindest so lang, bis die Letzte Generation die Tanne fällt. Was aber nicht die Schuld von Kloppos Ulla wäre. Und auch nicht die von Yoko Ono.
Tannen, Liebe, Heimat. Wie komme ich jetzt auf Linda Evangelista? Ach richtig, das ehemalige Top-Model hat der Liebe abgeschworen. Sie wolle nicht mehr neben jemandem schlafen und niemanden mehr atmen hören. Stille Nacht, das ganze Jahr über. Also, dann lieber Liverpool.