Für den Laternenumzug im Brandenburgischen Teltow steht eine Auswahl von Halloweenkürbissen auf der Rathaustreppe (Bild: picture alliance / Dirk Pagels)
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100 Sekunden Leben - Shining Halloween

Am Dienstag ist nicht nur Reformationstag, sondern auch Halloween. Die Kürbis-Gruselei aus den USA erfreut sich auch hierzulande immer größerer Beliebtheit. Unser Kolumnist Thomas Hollmann mag Hallloween allerdings überhaupt nicht.

Vielleicht bin ich ja Anti-Amerikaner, ohne es zu wissen. Coca-Cola trinke ich jedenfalls auch nicht. Wobei ich Coca-Cola nicht wirklich hasse. Halloween dagegen schon.

Wenn ich im Supermarkt einen Kürbis sehe, will ich den auf den Boden schmeißen und zerdeppern, damit den keiner mehr aushöhlen kann. Und klingeln gruselmaskierte Kinder an der Tür, würde ich am liebsten mit der Axt durch die Tür hieben wie einst Jack Nicholson in "Shining".

Aber dann erschrecken sich noch die Kinder. Und ich habe nichts gegen Kinder. Gegen ständiges Verkleiden schon. Einmal im Jahr Christoper Street Day lasse ich mir noch gefallen. Aber in Berlin wird inzwischen auch das Münchener Oktoberfest aller bezirksorten gefeiert. Mit der Folge, dass Icke auf dicke Lederhose macht und seine ebenfalls rotweiß-karierte Gattin "Pfiati" sagt.

Das ist doch eine totale kulturelle Aneignung! Ich wundere mich, dass weder Markus Söder noch die Identitäts-Aktivisten Sturm laufen gegen Berliner Oktoberfeste. Und gegen Halloween. Dürfte Halloween doch nur von den Kelten gefeiert werden. Haben die es doch erfunden – und nicht etwa die Schweizer. Und auch nicht die Iren, die die Kelten lediglich rituell beklaut und das Ganze nach Amerika verschifft haben. Mit der globalen Folge, dass es bei Kaufland jetzt Zombiebraut-Kleider gibt und die Ver.di-Demonstranten gestern mit Totenkopfmasken rumliefen.

Ich könnte heute Abend das Licht auslassen und mich totstellen. Und klingelt doch jemand, würde ich in der Dunkelheit zumindest nicht so schnell die Axt finden.