Im Display eines Smartphones ist im Suchfeld für Smileys das Wort "goofy" zu lesen
picture alliance/dpa | Carla Benkö
Bild: picture alliance/dpa | Carla Benkö Download (mp3, 2 MB)

100 Sekunden Leben - Goofy - warum die Jugend auf den Hund gekommen ist

Goofy kennen wohl alle als tollpatschigen Hund und Freund von Micky Maus. Aber Goofy ist auch das Jugendwort des Jahres 2023. Der Langenscheidt-Verlag hat das neuartige Synonym für einen verpeilten Typen auf der Frankfurter Buchmesse prämiert. Aber warum nur ist die Jugend auf den Hund gekommen? Von Thomas Hollmann

Goofy ist nun wirklich retro. Über den habe ich schon gelacht, da war ich noch keinen Meter groß. Aber bei den heutigen Abi-Partys läuft ja auch Queen. Da konnte man mit einer weiteren Infantilisierung der Jugend rechnen.

Wobei da alle mitmachen durften, bei der Wahl des Jugendwortes. Nicht nur Minderjährige. Goofy könnte also auch das Ergebnis einer konzertierten Aktion von Comic-Rentnern sein.

Kein Pubertierender sagt "Babo", "Smombie" oder "Fly sein"

 

Wie man sich ohnehin fragen kann, ob das Jugendwort des Jahres nicht vollkommen irrelevant und die Wahl dessen nur ein billiger Werbegag des Langenscheidt-Verlages ist, der sein Jugendsprach-Lexikon verkaufen will. Dabei habe ich noch keinen Pubertierenden "Babo", "Smombie" oder "Fly sein" sagen hören, obwohl das alles Jahresjugendwörter sind. Die wurden allerdings auch noch von der verlagseigenen, vermutlich wenig jungen Jury auserwählt.

Im Internet wird erst seit 2020 abgestimmt. Davor musste man warten, bis bei Langenscheidt der weiße Rauch aufsteigt. Das war wie bei der Papstwahl.

Als eine Linken-Stadträtin zur "Ehrenfrau" wurde

 

Immerhin hat es das Jugendwort des Jahres 2018 in den öffentlichen Raum geschafft. Wurde die Neuköllner Linken-Stadträtin Sarah Nagel doch von einer bekannten Clan-Größe als "Ehrenfrau" bezeichnet. Die so geadelte Linken-Politikerin hatte eine Razzia in einem türkischen Restaurant untersagt, weil eine Razzia in einem türkischen Restaurant rassistisch sei.

Mit einem tollpatschigen Hund - beziehungsweise: verpeilten Typen - hat das nun nicht direkt etwas zu tun. Wobei mich schon interessieren würde, wie eine Linken-Stadträtin reagiert, wenn man sie "goofy" nennt. Und vor allem: wie der Clan-Boss.