100 Sekunden Leben - Berlin-Marathon: Laufen nur für Wohlhabende?
Am Wochenende feierte Berlin den Marathon. Wie jedes Jahr. Kolumnist Hendrik Schröder hatte zu dem Mega Event allerdings ein paar unpopuläre Gedanken.
Ich finde der Berlin-Marathon ist in dieser Form eine wirklich fragwürdige Veranstaltung und ich will Ihnen sagen warum: Weil er gemacht ist für eine kleine, eher wohlhabende Elite.
Für die 1,5 Tage lang eine riesige Fläche von öffentlichem Grund abgesperrt - und die Benutzung für die nicht zahlende Allgemeinheit schlicht verboten wird. Das ganze findet auf öffentlichen, von Steuergeldern finanzierten Straßen statt, aber wer mitlaufen will, muss über 160 Euro Eintritt bzw Startgeld bezahlen. 160 Euro! Um ein mal durch die Stadt laufen zu dürfen. Das können sich untere Einkommensgruppen nicht leisten.
Nur 5000 der Starter beim Marathon am Sonntag kamen aus der Region, die übrigen zehntausenden von Läufern und Läuferinnen aus der ganzen Welt. Man kann sich vorstellen und sieht es ihnen auch oft an: Wer für einen Marathon durch die Gegend fliegt, sehr viele kamen ja mit dem Flugzeug, sich Hotel und Startgebühr leisten kann, der ist eher begütert.
Dabei ist Laufen eigentlich die niederschwelligste Form des Sports überhaupt. Was braucht man schon dafür? Und zusammen laufen ist eine richtig tolle Sache und wenn einem noch die Stadt dafür gesperrt wird und Zuschauer und Samba Gruppen jubeln einem zu, wie schön! Was für ein Fest!
Aber wieso darf da nicht jeder mitlaufen? Wieso muss man Knete haben, um teilhaben zu können? Um gut gelaunt und voller Ehrgeiz mitzurennen? Ich verstehe das nicht. Der Ausrichter wirbt damit, wie unfassbar viele Millionen die Veranstaltung umsetzt. Wie viel Geld dadurch nach Berlin fließt. Und dann gibt es nicht mal ein Kontingent an Startplätzen für Geringverdiener? Nicht mal das. Nix.
Wer nicht zahlen kann, der muss vor der Absperrung bleiben. Mir persönlich nimmt diese elitäre Kommerzialisierung eines eigentlich so grandios verbindenden Sportereignisses jede Euphorie.