Wagen der Berliner Polizei faehrt mit Blaulicht durch Berliner Innenstadt.
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100 Sekunden Leben - Geisterfahrer-Polizei

Unser Kolumnist Thomas Hollmann hat eine frühmorgendliche Beobachtung gemacht, die ihn an der Gesetzestreue der Berliner Polizei zweifeln lässt.

Ich bin manchmal schon morgens um fünf Uhr unterwegs. Nicht, weil mich der Harndrang aus dem Bett treibt, sondern wegen der leidigen Frühschicht. Dann rolle ich um fünf mit meinem Rad auf die Kreuzung an der Bundesallee zu. Wie an jenem Mittwochmorgen, als auf der anderen Seite der Kreuzung ein Mannschaftswagen der Berliner Polizei stand. Komisch, dachte ich, warum steht der da? Läuft da ein Einsatz? Hat einer der Polizisten Probleme mit dem Harndrang? Ich wusste es nicht.

Aber dann setzte sich der Mannschaftswagen doch in Bewegung. Sehr langsam. So, als wollte sich der Fahrer in der Dunkelheit vortasten. Dabei hatte er ja Licht an. Aber seine Vorsicht war begründet. Denn statt nach rechts abzubiegen, um die Mittelinsel vor ihm zu umfahren, fuhr der Mannschaftswagen nach links. Auf der falschen Seite also, entgegen der Fahrtrichtung, aus der ein Auto hätten kommen können. Deshalb die Vorsicht. Es kam aber kein Auto und so setzte der Mannschaftswagen seine Geisterfahrt fort, bis rauf auf die Bundesallee.

Bei der Pressestelle der Berliner Polizei versicherte man mir, die Kollegen und Kolleginnen würden regelmäßig in Sachen Verkehrsordnung geschult. Vielleicht habe sich der Wagen aber auch in einem Einsatz befunden. Das sei von außen nicht immer so leicht zu erkennen.

Deshalb bin ich ja auch hinter dem Mannschaftswagen hergefahren. Aber an der nächsten Kreuzung hielt die Wanne artig an der roten Ampel. Sollte es sich also um einen Einsatz gehandelt haben, dann um einen, bei dem man sich nicht beeilen muss. So etwas soll es ja auch geben. Ich wusste nur nicht, dass man dafür vorher eine Kreuzung verkehrtherum passiert haben muss. Wieder was gelernt. Früh morgens um fünf.