Es ist schon eine spezielle Art der Literatur: Oft von epischer Länge, vieles wiederholt sich, und zwischen den Zeilen lauern die dunkelsten Leidenschaften, etwa die Rachsucht. Nein, ich spreche nicht von russischen Romanen à la "Schuld und Sühne". Sondern von den Kommentaren zur Schultoiletten-Studie. Da kam raus, dass viele Berliner Schülerinnen und Schüler diese Orte meiden, weil sie marode oder dreckig sind.

In den Kommentaren empfehlen jetzt Leute reihenweise Maßnahmen wie diese: "Am besten gar keine Reinigung mehr. Putzzeug und Klopapier jeweils in Einmalportion im Lehrerzimmer abholbar." M-hm, seeehr praktikabel.

Was sich quer durch die Kommentarspalten zieht, ist die Pauschalverurteilung von Schülern und Eltern: Keine Erziehung mehr … alles wird denen abgenommen … Vandalismus logische Folge … Abendland in Berliner Schulklo runtergespült. Ja, hier schwingt man die ganz große Keule – oder Klobürste. Zwischentöne kommen nur am Rande vor: Etwa die Einsparungen und Privatisierungen beim Putzpersonal. Oder die teilweise Verdopplung der Schülerzahlen. Oder die nervige, aber leider wahre Tatsache, dass es Vandalismus an Schulen immer gegeben hat, weil die Neigung zur Jugenddelinquenz eine psychologische Konstante ist. Kann man nachlesen. Unter bestimmten Bedingungen blüht diese Neigung besonders stark und hässlich.

Hässlich ist aber auch, wenn Leute, die sich jetzt zum Thema äußern, offenbar bereitwillig alle Schüler büßen lassen wollen für den Vandalismus weniger. Teils klingt es nach Hass auf eine ganze Generation. Da möchte ich mal anmerken: Auch der engagierteste Vandale schafft es nicht, ein Abflussrohr in der Wand durchrosten zu lassen. Dafür braucht es schon 40 Jahre Sanierungsstau.