Hüte in einem Hutgeschäft
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100 Sekunden Leben - Hutträger wider Willen

Angesichts erbarmungsloser Sonnenstrahlen raten die Ärzte dringend zum Huttragen. Wer rausgeht, sollte seinen Kopf vor Hitze und UV-Strahlen schützen. Thomas Hollmann würde diesen ärztlichen Rat gerne befolgen. Er hat allerdings Probleme bei der Wahl des Hutes.

Ich bin nicht sonderlich eitel. Aber ich habe keine Lust, wie ein Wildtierhüter rumzulaufen. Das würde ich aber tun, wenn ich diesen kanadischen, angeblich sehr praktischen, weil seitlich belüfteten Tilley-Hat trüge. Und so viel Natur ist nun auch nicht in Berlin. Mit einem Schwarzbären musste ich mich im Supermarkt jedenfalls noch nie um den letzten Liter Milch prügeln.

Ein Strohhut kommt ebenso wenig in Frage. Will ich doch nicht die Karikatur eines impressionistischen Malers abgeben. Und erst recht nicht die eines Toskana-Fraktions-Veteranen. Für die Jüngeren: Der Toskana-Fraktion gehörten in den 90er-Jahren Sozialdemokraten und Grüne an, die in Italien urlaubten und glaubten, durch das Tragen eines Strohhutes und das Trinken möglichst vieler Liter Chianti-Weines die Gesellschaft gerechter zu machen.

Vielleicht sollte man bei so vielen unsympathischen Hutträgern besser zu einem Baseball-Käppi greifen. Das geht aber auch nicht. Denn ein Käppi hat nur vorne einen Schirm. Da ist hinten der Nacken im Nu gegrillt, und die Ohren gucken auch zur Seite raus.

Beim Topfhut ist das anders, der ursprünglich wohl für’s Segeln gedacht war, ehe er zum Erkennungszeichen deutscher All-Inclusive-Touristen wurde. Sie wissen schon: Bei diesen gerne beigen Hüten steht die Krempe nicht gerade weg, sondern fällt ab wie eine Markise. So dass man vor die Markise guckt, beziehungsweise: vor die Krempe.

Das ist spätestens dann irritierend, wenn man auf dem Fahrrad sitzt. Zumal mein Modell eine XXL-Krempe hat. Wenn schon Schutz, dann richtig, dachte ich mir. Auch was die Sicht von außen angeht. Und das muss ich sagen: Unter meinem Ballermann-Schirm erkennt mich kein Mensch.