Parkbänke in einem Park in Berlin
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100 Sekunden Leben - Berlin wird weniger

Seit anderthalb Wochen ist Berlin in den Sommerferien. Und das tut der Stadt – und ihren Bewohnern - gut. Das sagt zumindest unser Kolumnist Thomas Hollmann.

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass Berlin täglich weniger wird? Weniger voll, weniger laut, weniger hupig, weniger rotzig, weniger rempelig. Von allem, was Berlin zu viel hat, gibt es jetzt weniger.

Okay, im Columbiabad wird Berlin eher mehr. Aber da muss ich ja nicht hingehen. Ich gehe lieber auf den Markt, wo sich die Schlange vor dem Kuchenstand wie von Geisterhand aufgelöst hat. Und die Fischbrötchenbude gehört mir auch ganz allein. Es sollten immer Sommerferien sein.

Dass die Leute ausgerechnet dann Berlin verlassen, wenn es am entspanntesten ist, habe ich noch nie verstanden. Denn es fahren in den Ferien ja auch Leute weg, die gar keine Kinder haben. Wobei die Kinder vermutlich gerne mal Berlin ohne den ganzen Stress erleben würden. Aber nicht, dass die das jetzt alle wollen. Wenn alle zuhause bleiben, wird Berlin nicht weniger.

Wir Hierbleiber sollten deshalb nicht auf zu entspannt machen. Nachher spricht sich das noch rum, dass Berlin ein großes Feriendorf ist. Deshalb sollten wir Hierbleiber regelmäßig fluchen und ausländische Touristen anschnauzen, damit die auch wissen, wo sie sind.

Danach können wir dann wieder relaxen und den anderen Ferien-Berlinern geheimbündlerisch zunicken. "Na, auch hiergeblieben? Alles klar." Und sollte mir wirklich mal der Sinn nach Abenteuerurlaub stehen, dann kann immer noch ins Columbiabad gehen.