Graffiti
rbb/Anselm
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100 Sekunden Leben - Angeschlossen? Ausgeschlossen!

Die Parkplatzsuche gestaltet sich in Berlin auch mit dem Fahrrad immer schwieriger. Umso dankbarer ist unsere Kolumnistin Doris Anselm, dass ihr die Berliner Polizei die Sache mal ordentlich erklärt hat.

Neulich habe ich am Berliner Nordbahnhof einen sicheren Platz für mein Fahrrad gesucht. Leider waren die wenigen Ständer bereits belegt. Auch die Vegetation der Umgebung sah schon aus, als ob dieses Jahr der ADFC mit dem öffentlichen Weihnachtsbaumschmücken dran wäre und ein bisschen zeitig damit angefangen hätte.

Das Schönste aber: Direkt vor den Fahrradständern prangte auf dem Boden ein großes, buntes Schablonen-Graffiti. Es erinnerte mich im Namen der Polizei Berlin flott und pfiffig daran, dass ich, na? Genau: doch bitte mein Fahrrad fest an etwas anschließen solle. Mensch, Danke schön, das war echt knapp! Ich bin ja so ein Dummerchen; normalerweise werfe ich mein Fahrrad zum Parken einfach in den Laderaum des nächstbesten möglichst verdächtig aussehenden Lieferwagens. Aber nun weiß ich zum Glück Bescheid. Trotzdem finde ich, der Spruch könnte noch fresher sein. Wenn man sich schon das Geld für neue Fahrradständer spart und stattdessen hässliche Graffiti finanziert, dann wäre der gebührende Spruch mindestens etwas im Stil von "Ätschi-Bätschi, dein Problem!"

Es ist schon immer wieder interessant, mit welch unterschiedlicher Methodik und Manpower die Staatsmacht vorgeht bei ihrer Aufgabe, Privateigentum zu schützen. Also, je nachdem, ob das eine Spekulanten-Immobilie ist oder Berlins knapp drei Millionen Fahrräder. Ich hoffe inständig, dass beim Sprühen des Hinweises keine Beamten verletzt wurden, vor allem keine, die womöglich extra aus anderen Regionen als Verstärkung dazu geholt werden mussten. Apropos - in Guben in der Niederlausitz hat ein Mann sein Fahrrad neulich an ein Polizeiauto angeschlossen. Sicherer geht’s nicht, dachte er wohl. Aber das war den Beamten auch wieder nicht recht. Tja. Wie man’s macht, macht man’s verkehrt.