Blasrohrschützen beim Blasrohrschießen
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100 Sekunden Leben - Trendsportart Blasrohrschießen

Die Deutsche Presse-Agentur hat gestern gemeldet: Blasrohrschießen ist die neue Trendsportart. Unser Kolumnist Thomas Hollmann hat da gleich mal tief Luft geholt.

Nun werden Alltagsphänomene ja gerne mal Trendsport-mäßig aufgeblasen. Der Schulhofspaß Seilspringen zum Beispiel. Der heißt jetzt Rope Skipping und hat mit dem Single Rope, dem Double Dutch, dem Wheel und dem Speed gleich vier Unterdisziplinen. Da finde ich es sympathisch, dass das Blasrohrschießen noch immer noch Blasrohrschießen genannt wird und man auf die stets gleiche Art und Weise durchs Rohr bläst, nämlich: volle Pulle.

So haben wir das früher auch schon gemacht. Und einmal hätte ich die Amsel fast erwischt. Später hat uns dann die Bande von Anka überfallen. Unsere Feinde hatten ihre Pfeilspitzen angefeilt. Da war ich dann froh, dass die ihr Ziel verfehlten. Also uns.

Bleibt die Frage, warum ein halbes Leben später das Blasrohrschießen wieder trendet, obwohl man jetzt nur noch auf Papierscheiben schießt? Möglicherweise wollen die Leute einfach zielgerichteter durchs Leben gehen. Erfreut sich die klassische Jagd mit der Flinte doch auch immer größerer Beliebtheit, nicht zuletzt bei Frauen. Das Blasrohrschießen bietet sich da als emissionsfreie, sozusagen: vegane, Variante an.

Der Schützenverband Berlin-Brandenburg hat bereits einen Referenten Blasrohr berufen. Und beim TSV Spandau 1860 weist man auf die gesundheitlichen Vorzüge der lungenerweiternden Freizeitbeschäftigung hin. Bei den Spandauern dürfen schon Sechsjährige mitmachen. Das freut möglicherweise auch die Nachbarn von Klein-Maximilian. Wenn der mit dem Blasrohr übt – und nicht mehr mit der Geige.