Kinderzimmer mit Fotos an der Wand
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100 Sekunden Leben - Zum ersten und letzten mal Airbnb

Das war eine Premiere für unseren Kolumnisten Thomas Hollmann: Erstmals hat er eine Unterkunft bei Airbnb gebucht. Ein zweites Mal wird es wohl nicht geben.

Ich dachte mir: Warum nicht? Ein schönes Zimmer bei netten Leuten, die einem sagen, wo es um die Ecke leckere Pizza gibt. Das ist sympathisch und regional und besser, als an einer Rezeption einzuchecken. Zumal Hotels in Heidelberg sehr teuer sind.

Maria hieß meine Vermieterin. Bis mir Maria zwei Tage vor der Abreise verriet, ihr wahrer Name sei Carla und das abgebildete Zimmer gar nicht ihres. Denn der Vermieter dürfe nichts erfahren. Weshalb ich im Haus mit niemanden reden solle. Wann ich denn ankäme? Sie sei am Nachmittag nicht da, vielleicht aber ihr Mitbewohner Andy.

Hatte mich mein Geiz wieder einmal eine Entscheidung treffen lassen, die mich teuer zu stehen kommt? Offensichtlich. Denn als ich vor der Tür stand, zu der mit Andy verabredeten Zeit, öffnete kein Andy, und Carla-Maria hatte offensichtlich keine Lust zu mailen. Jedenfalls blieben meine elektronischen Hilferufe unbeantwortet. Also klingelte ich aus lauter Verzweiflung weiter. "Hallo?", frage es irgendwann müde aus dem Lautsprecher. "Sorry, war eingepennt", begrüßte mich Andy.

Das Zimmer war in der Tat nicht das bei Airbnb abgebildete, sondern das der Tochter, die vor noch nicht allzu langer Zeit ausgezogen sein musste. An der Wand klebten sehr viele Urlaubsfotos und auch einige Poster. Zu meiner Überraschung fand ich trotzdem in den Schlaf.

Am nächsten Morgen saß Carla, alias Maria, in der Küche und forderte mich auf, die Schuhe auszuziehen. Eigentlich sei die Wohnung zu groß, ohne die beiden Töchter, aber mit dem Zusatzgeld könne sie sich die Miete leisten. Und dann stand Carla-Maria auf und ging. Ich vermute, zur Arbeit.

Ich blieb noch eine Weile sitzen und starrte auf dem Zettel, der über dem Schalter klebte: "Licht aus" stand darauf. - Nie wieder ein schlechtes Wort über Hotels.