Dass der Fußball und die Politik hierzulande gerne Doppelpass spielen, weiß die Wissenschaft schon lange. So gilt es als bewiesen, dass die eigentliche Geburtsstunde der Bundesrepublik nicht die Verabschiedung des Grundgesetzes war, sondern der WM-Gewinn von 1954. "Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen." Mit der linken Klebe zur erneuerten Nation. "Tor, Tor, Tor!"

In den 70er-Jahren war es dann andersrum: Da hat die Politik die Vorlage gegeben. Erst Willy Brandts Ankündigung, mehr Demokratie zu wagen, habe Günter Netzer die Tiefe des Raumes entdecken lassen. Sagen Soziologen. Zumindest jene, die einen links-liberal-romantischen Ansatz verfolgen. Politische Visionen seien zu fußballerischen geworden. Mit der Folge, dass der stramme CSU-Wähler Franz Beckenbauer den Außenristpass wagte.

Womit wir bei der Frage wären, ob Hertha BSC trotz oder wegen Kai Wegner absteigt? Auffällig ist das ja schon: Da ist der Mann aus Spandau noch keine zwei Monate Regierender – und der Nachbarbezirk Charlottenburg kaum noch zu retten. Steigt als nächstes Reinickendorf ab, am Ende sogar Zehlendorf? Da hat Franziska Giffey ja gerade noch rechtzeitig den Absprung geschafft.

Und der Wegner soll nicht glauben, dass er rübermachen kann nach Köpenick, um dort Champions League zu gucken. Der Manager von Union Berlin wird ihn kaum einladen, ist der doch bei der Linken aktiv und setzt auf die innerstädtische Zeitenwende. Auf dass der Osten doch noch siegt – über West-Berlin.

Nun kann im Fußball bekanntlich alles auch ganz anders kommen – und damit auch in der Politik. Aber das vermag ich mir einfach nicht vorzustellen, dass Hertha BSC die Klasse hält - und Kai Wegner den Ball mit Außenrist spielt.