Szene aus "Im Westen nichts Neues"
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100 Sekunden Leben - Stolz wie Oscar

Bester Internationaler Film, insgesamt vier Oscars gewonnen - das deutsche Weltkriegsdrama "Im Westen nichts Neues" hat in Hollywood groß abgeräumt. Selbst der Bundeskanzler hat gratuliert. Aber Kolumnist Thomas Hollmann mag nicht so recht mitfeiern.

Jetzt sind wir also nicht mehr Papst, sondern "stolz wie Oscar", meint die die Bild-Zeitung. Oscar mit "c". Oskar Matzerath schreibt sich ja mit "k". Als der damals gewonnen hat, löste das meines Wissens keine nationale Selbstberauschung aus. Dabei ist die "Blechtrommel" auch eine Art Anti-Kriegsfilm. Nur mit weniger Gedärm.

Soll ich also stolz darauf sein, dass deutsche Regisseure besonders gut Leid und Schrecken inszenieren können? Das ist ja zweifellos eine dramaturgische Qualität. Wobei ich finde, Steven Spielbergs Normandie-Landung in "Private Ryan" ist diesbezüglich unerreicht. Das Werk hat allerdings nicht den Oscar gewonnen.

Dafür wird jetzt zum vierten Mal ein deutscher Film prämiert, der deutsche Gewalt-Geschichte behandelt. Die Blechtrommel, Nirgendwo in Afrika, Das Leben der Anderen, Im Westen nichts Neues. Nazis und Krieg, Nazis und Judenverfolgung, Stasi und DDR, Kaiser Wilhelm und Schützengräben. Sollte Hollywood etwa auf hässliche Uniformen fixiert sein und ein deutscher Film ohne entsprechende Vergangenheit nie etwas holen?

Ja, "Toni Erdmann" war nominiert, diese zeitgenössische wie skurrile Vater-Tochter-Selbstfindungsreise. Aber eben nur nominiert. Und der Fälscher aus "Schtonk!", musste sich schon an den Tagebüchern von Adolf Hitler versuchen, um es in die Endauswahl zu schaffen. Die Tagebücher von Helmut Kohl hätten da nicht ausgereicht.

Wahrscheinlich ist "Im Westen nichts Neues" ein guter Film. Ich weiß das nicht, ich habe den nicht gesehen. Mir ist das zu viel Tod und Schlachtfeld. Die Tagesschau reicht mir diesbezüglich. Danach weiß ich auch, dass Krieg grausam ist.