100 Sekunden Leben - Düster nach Liverpool
Das wird am 13. Mai in Liverpool eine Premiere: Erstmals treten Hardrocker beim Eurovision Song Contest für Deutschland an. Die Hamburger Band "Lord of the Lost" hat das Ausscheidungs-Vorspiel gewonnen. Unser Kolumnist Thomas Hollmann bezweifelt allerdings, dass der Schwenk zum Heavy Metal Erfolg bringen wird.
Das nimmt uns doch keiner ab, dass wir jetzt eine Nation der Headbanger sind. Nach all den bewegungslosen Merkel-Jahren und der Fortführung ihres gestischen Minimalismus durch Olaf Scholz. Selbst im fernen Georgien werden die Leute wittern, dass Deutschland nur deshalb auf heavy macht, um nicht wieder Letzter zu werden.
Wobei es das schon einmal gab, stampfende, übertrieben geschminkte Männer, die für Deutschland auf der Euro-Bühne standen: Dschingis Khan. Hu-ha-hu-ha! Die sind damals Vierter geworden, mit dem gleichnamigen Lied. Was aus heutiger Sicht ein zweifelhafter Erfolg ist, war Dschingis Khan doch eher nicht political correct, sondern ein imperialistischer Massenmörder. Und die Sänger hatten sich verkleidet wie Winnetou, nur eben auf Mongolisch.
Noch schöner als Platz 4 wäre natürlich Platz 1. Aber mit kreischenden mittelalten Männern klappt das nicht, sondern offensichtlich nur mit sehr jungen Frauen, die zweisilbige Vornamen tragen. Wobei Lena immerhin schon volljährig war, Nicole hingegen nicht.
"Ein bisschen Frieden, ein bisschen Liebe". Das passt jetzt vielleicht nicht ganz in die Zeit. Außer Sahra Wagenknecht trägt das Lied vorträgt. Das könnte eine Art Black Metal Messe werden, wenn sie dazu auf ihrem Oskar einreitet und erstmal aus dem Kapital vorliest.
Aber die zweisilbige Sahra stand ja nicht zur Wahl. Im Gegensatz zu den Laiendarstellern von "Lord of the Lost". Der "Herr der Verlorenen" heißt das übersetzt. Ein kleiner Trost bleibt: Finnland, Norwegen, Österreich und die Schweiz sind noch häufiger Letzter geworden.