Mädchen macht ein Selfie
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100 Sekunden Leben - Dürfen volle TikTok-Filter in den Biomüll?

Zum Frauentag macht unsere Kolumnistin Doris Anselm diesmal gar nichts Kämpferisches. Sondern einen hübschen Service-Beitrag zum Thema Beauty und Haushalt. Ob das gutgeht?

Heute machen wir uns mal so richtig hübsch! Bei Instagram gibt es sie schon länger, bei TikTok gibt’s jetzt einen neuen: Foto-Filter zur Gesichts-Optimierung. "Bold Glamour" heißt das Ding, das gerade Schlagzeilen macht. Prinzip Kaffeemaschine: Filter rein, Gesicht durchlaufen lassen – und raus kommt ein schönes, heißes, frisches Antlitz. Mit dem Aussehen einer mehrmals operierten 13-Jährigen. Yay!

Nach längerem Gebrauch finden sich allerdings schon in einem älteren TikTok- oder Insta-Filter bis zu 300 Pickel, 90 Leberflecke und 11 Kilometer Falten. Beim neuen "Bold Glamour" bleiben nun zunehmend auch komplette Gesichter im Filter hängen. Und zwar, warum wundert mich das nicht, vor allem Frauengesichter. Zwar kann man den Filter auch als Mann benutzen. Aber interessanterweise konnte ich die Männer auf den Nachher-Fotos noch erkennen. Die Frauen dagegen hatten sich vollständig in pädophilenfreundliche Gummipuppen-Aliens verwandelt.

Sogar gefiltert wird eben mit zweierlei Maß gemessen. Wir Frauen sind ja, sprechen Sie mir nach, niemals, niemals, niemals gut genug. Im Gegenteil. Der WDR zitiert eine Userin, die beim Vergleich ihres echten Gesichts mit dem gefilterten meinte: "Niemals habe ich mich hässlicher gefühlt."

Stellt sich die Frage: Was tun mit den unappetitlichen Resten des ollen eigenen Gesichts, die im Filter zurückbleiben? Kann das Ganze nach Gebrauch in die Biotonne? Oder ist das schon Sondermüll? Ach ja, und alle Social-Media-Kritiker können jetzt stattdessen mal nachdenken über den verlogenen Ausdruck "dezentes Make-Up". Dezent heißt ja, ich soll mich optimieren, das aber gleichzeitig verschämt verheimlichen. Alles Gute zum Frauentag, es gibt noch viel zu tun, und wer bringt im deutschen Durchschnittshaushalt eigentlich den Biomüll raus?