Geschäftsmann mit Handy und Fernbedienung auf dem Sofa
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100 Sekunden Leben - Mach dein großes Geschäft auf dem Sofa

Unser Kolumnist Thomas Hollmann sieht eigentlich gerne Werbung. Vor allem, wenn sie witzig ist. Eine aktuelle Reklame setzt ihm derzeit allerdings mächtig zu.

Ich finde eine bildhafte Sprache ja gut. Man liest etwas – und hat gleich was vor Augen. Diese Werbung allerdings hätte ich lieber nie gesehen. Denn seit ich sie gesehen habe, kriege ich ein sehr konkretes Bild nicht mehr raus aus dem Kopf: "Mach dein großes Geschäft auf dem Sofa".

So steht es auf Litfaßsäulen, an Bushaltestellen, auf Plakatwänden. Selbst auf meinem Laptop ist die Werbung aufgepoppt. "Mach dein großes Geschäft auf dem Sofa". Da frage ich mich: Ist die Couch wirklich der richtige Platz dafür? Offensichtlich. Sonst würde dieser Online-Broker nicht dafür werben, Aktien vor der Glotze zu handeln. Denn wenn man auf dem Sofa sitzt, läuft ja meistens der Fernseher.

Und die Couch-Potatos sollen wohl daran erinnert werden, dass sie zwei Hände haben. Die eine für die Fernbedienung und die andere fürs Handy, mit dem sich auf einen Sieg Union Berlin setzen lässt oder aber auf einen von Tesla. Das macht technisch gesehen keinen Unterschied: Sportwetten sind wie Online-Trading. Man daddelt rum - und träumt vom Hauptgewinn. Oder zumindest von einer neuen Polstergarnitur.

Ich könnte mir vorstellen, dass Christian Lindner die Werbung gut findet. Will die FDP doch eine Aktienrente einführen. Und das geht besser, wenn die Leute schon bei der Börse sind und bei "Börse" nicht an ihr Portemonnaie denken und ständig vom Sofa aufstehen, um nachzugucken, ob ihr Sparbuch noch in der Schublade liegt.

Auf der anderen Seite besteht bei großen Geschäften auf dem Sofa die Gefahr, dass man sich vertippt – und alles auf Hertha BSC setzt. Das kann dann allerdings wirklich richtig in die Hose gehen.