Symbolbild zu steigenden Heizkosten
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100 Sekunden Leben - Der verlorene Kampf gegen die Kälte

Es ist weiterhin kalt in Berlin und Brandenburg. Auch heute Nacht hat es wieder gefroren. Und das ärgert Thomas Hollmann. Hat unser Kolumnist wegen der Kälte doch eine persönliche Niederlage erlitten: Er musste die Heizung anmachen...

Ich wollte bis Dezember durchhalten. Bis Dezember sollte die Heizung ausbleiben. Und ich war guter Dinge, hatte ich inzwischen doch gelernt, alle möglichen Arten von Restwärme zu nutzen. An den Toaster beispielsweise lassen sich prima die Hände links und rechts legen. Und backt man abends eine Pizza auf, kann man gleich in der Küche sitzen bleiben und die Abendschau in der verströmenden Backofenwärme auf dem Laptop gucken – statt im ausgekühlten Wohnzimmer.

Wobei ich mitunter auch dort saß, auf dem Sofa, wie ein deckenumschlungenes Fleecepullover-Ungeheuer, neben einem anderen deckenumschlungenen Fleecepullover-Ungeheuer, das mir auch schon mal attraktiver erschien. Nein, Kälte heizt das Zusammenleben nicht eben an. Zumal unser Schlafzimmer drei Außenwände hat.

Die meteorologische Gefrierkeule

 

Aber mit all diesen Erschwernissen hatte ich gelernt zu leben. Denn ich hatte ja ein Ziel: Die Heizung bleibt bis Dezember aus. Aber dann zog mir diese meteorologische Gefrierkeule eins über und nachdem ich eine Stunde vor dem Heizkörper auf und abgetapert war, damit mein Blutkreislauf nicht zum Erliegen kommt, habe ich das Thermostat nach links gedreht. Erstmal nur auf „1“ und vorgeblich, um die Heizung zu entlüften. Aber dann wurde die so schön warm und ich wusste: Ich habe diesen Kampf verloren.

Es war so wie damals in der Badeanstalt

 

Das hat sich ganz schlecht angefühlt. So wie damals in der Badeanstalt, als Frank meinte: „Wetten, du schaffst es nicht, die ganze Bahn durchzutauchen?“. Und er hatte recht. Nach 40 Metern war sense. Und ich musste Frank Mäusespeck kaufen.

Ja, ich kann die Heizkörper wieder auf „0“ drehen, sollte es nochmal wärmer werden. Aber gescheitert bin ich trotzdem. Und selbst, wenn ich mir ein neues Durchhalte-Projekt suche, wo soll ich dafür trainieren? Die Freibäder sind doch alle zu.