Symbolbild: Kreuze im Sonnenuntergang
IMAGO / Panthermedia
Bild: IMAGO / Panthermedia Download (mp3, 2 MB)

100 Sekunden Leben - Tod und Trauer im November

Heute ist der 1. November – und Allerheiligen. Dieser katholische Feiertag ist der erste von mehreren Toten-Gedenktagen im November. Es kommen noch: Allerseelen, Totensonntag und der Volkstrauertag. Unserem Kolumnisten Thomas Hollmann ist das ein bisschen viel Trauer auf einmal.

Man vermutet, der Tod knubbelt sich deshalb so im November, weil im November die Natur erstirbt und es früher dunkel wird. Und wenn einem das Lebenslicht erlischt, sieht man ja auch nichts mehr. Der November ist also eher sinnbildlich als Todesmonat zu verstehen, zumal die Leute genauso häufig im Oktober sterben.

Das war das Problem der Kirche. Die hatte irgendwann so viele Heilige, die in allen möglichen Monaten das Zeitliche gesegnet hatten, dass man derer nicht mehr einzeln gedenken mochte, weil man dann nichts anderes mehr hätte tun können. Also wurde ein Sammel-Gedenktag eingerichtet, für alle Heiligen, der 1. November.

Den haben die Leute der Einfachhalt halber dann für ihre verblichene Verwandtschaft genommen, auch wenn die nicht heilig war und für die ordinären Toten eigentlich Allerseelen vorgesehen war, also der 2. November. Jedenfalls brennen die Kerzen auf den Friedhöfen jetzt schon einen Tag früher.

Was ein bisschen wie Halloween aussieht. Aber nicht deshalb hat Friedrich Wilhelm III. 1816 den Totensonntag erfunden, der noch später im November kommt, sondern weil er als Protestant einen eigenen Sonntag haben wollte, an dem sich zudem an die Schlachten gegen Napoleon erinnern ließ. Was die Republik später um die Toten aller Kriege zum Volkstrauertag erweiterte. Und deshalb wird man im November so erschlagen von Tod und Trauer, weil einer damit angefangen hat.

Und ein Ende ist nicht in Sicht. Gerade geht die November-Idee ziemlich viral. Die Uni Zürich hat in ihrem Forschungsprojekt "Trauerpraktiken im Internet", festgestellt, dass die Menschen auch gerne unbekannten Toten Likes geben. Da kann man nur hoffen, dass im Jenseits das WLAN funktioniert.