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100 Sekunden Leben - Post von Karl Lauterbach

Ein Briefumschlag, der keinerlei Rückschlüsse auf den Absender zulässt. "85342 München-Flughafen" stand lediglich im Sichtfenster. Post von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, wie sich herausstellte - obwohl unser Kolumnist Thomas Hollmann das gar nicht wollte.

 

"Sehr geehrter Herr Hollmann“ hieß es da unter einem sich in der obersten linken Ecke versteckenden, kleinen Bundesadler. So dass ich noch immer nicht wusste, mit wem ich es zu tun hatte. Im Nachhinein denke ich: Das ist Strategie. Die Leute sollen sich nicht aufregen. Das ist schlecht für den Blutdruck, zumal bei einer Vorerkrankung.

„Mir ist bewusst, dass viele das Thema Corona nicht mehr hören mögen“, gab der Verfasser erste Hinweise auf seine Identität. Die sich erhärten sollte, als mir dargelegt wurde, dass es „gerade bei Menschen ab 60 häufiger zu schweren Verläufen“ kommen könne. Was jedoch kein Problem sei. Denn: „Wir haben das Glück, genügend Impfstoff gegen das Virus zu haben.“

Zum Glück braucht es nicht den Gesundheitsminister

 

Dass mir Karl Lauterbach mal einen Brief schreibt, in dem es um Glück geht, das hätte ich auch nicht gedacht. Fehlt mir zu meinem Glück sicherlich einiges, aber ganz sicher nicht der Bundesgesundheitsminister, dessen rheinischer Singsang mich fast noch mehr nervt als diese schwäbische Bergsteigermüsli-Werbung.

Ja, das ist ungerecht, einem Menschen nach seiner äußeren Tonalität zu beurteilen. Aber so ist die Welt nun mal: Den einen hört man gerne zu, den anderen ums Verrecken nicht.

Kai Pflaume als besserer Absender

 

Karl Lauterbach hätte jemand anderen den Impf-Bitt-Brief unterschreiben lassen sollen. Kai Pflaume beispielsweise. Der hat eine sonore Stimme und kommt auch beim weiblichen Publikum gut an.

Wobei das dann schon meine vierte Impfung wäre. Nicht, dass es noch aus dem Arm rausregnet. Denn ich vermute mal, von innen lässt sich das nur schwer abdichten. Vermutlich nicht einmal mit Bergsteigermüsli.