Attila Hildmann bei einer Kundgebung in Berlin
IMAGO / Mike Schmidt
Bild: IMAGO / Mike Schmidt Download (mp3, 2 MB)

100 Sekunden Leben - Alles schon in der Türkei bezahlt!

Unsere Kolumnistin Doris Anselm muss nie wieder Steuern zahlen. Behauptet sie. Und eine Behauptung müsste doch genügen, um den deutschen Staat auszutricksen, so ihr Plan. Schließlich hat das im Fall Attila Hildmann offenbar auch funktioniert.

Die Hildmann-Methode müsste für mich wirklich mehr als ausreichend sein. Ich will ja lediglich etwas Geld sparen und mich nicht gleich vor einem Haftbefehl drücken. Da klingt es sehr vielversprechend, dass die deutschen Behörden ein Jahr lang nicht wussten, welche Staatsangehörigkeit Attila Hildmann besitzt. Und der ist immerhin ein landesweit bekannter Rechtsextremer, bei dem man doch vermuten könnte, dass seine Akte mal auf irgendeinem Schreibtisch landet und auch durchgeblättert wird.

Aber nö. Hildmann ist es gelungen, sich in die Türkei abzusetzen und dort bis jetzt zu verbleiben, einfach nur mithilfe der Behauptung, er besitze neben der deutschen auch die türkische Staatsangehörigkeit. Ätsch: Die Türkei liefert keine eigenen Bürger an andere Länder aus.

Wenn es bei Hildmann ein Jahr dauert, bis die Sache rauskommt, und auch das nur, weil das Magazin "Stern" grad eine Story brauchte, dann müsste ich als totaler No-Name es eigentlich schaffen können, bis an mein Lebensende inkognito unterm staatlichen Radar zu fliegen. Zur Sicherheit teile ich hier schonmal öffentlich folgendes mit: Ich, Doris Anselm, habe meine Steuern bereits komplett in … der Türkei entrichtet, und zwar in Vorauszahlung für mein gesamtes restliches Leben. Daher unterliege ich in Deutschland ab sofort keiner Steuerpflicht mehr und darf mein Einkommen in voller Höhe behalten. So ...

Ich hoffe bloß, das reicht wirklich ... Attila Hildmann hat sich auch noch selbst öffentlich als "stolzen, echten Nazi" bezeichnet. Bitte, lieber Gott, mach, dass das nicht notwendig ist, um vom deutschen Staat komfortabel in Ruhe gelassen zu werden. Sonst würfe das ja doch nochmal ein ganz neues, wenig schmeichelhaftes Licht auf die Gesinnungslage in unseren Sicherheitsbehörden.