Radfahrer fahren auf der Fahrradstrasse in der Linienstrasse in Berlin Mitte
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100 Sekunden Leben - Der Gruß als Mittel der Unfallvermeidung

Seit Jahren sucht unser Kolumnist nach einer Methode, um Autofahrer auf sich aufmerksam zu machen, wenn er mit dem Fahrrad im Verkehr unterwegs ist. Nun hat er eindlich eine Technik entwickelt, die funktioniert: Er grüßt wildfremde Menschen.

Seit Jahren suche ich nach einer wirkungsvollen Methode, Autofahrer auf mich aufmerksam zu machen, damit die mich nicht umnieten oder als "dummes Arschloch" titulieren, wenn sie mich beim Abbiegen doch noch bemerken, dafür aber ihr Handy-Studium unterbrechen müssen, was mich zu jenem dummen Arschloch werden lässt.

Nun mögen Sie sich fragen: "Was will dieser Radfahrer? Der lebt doch noch. Vielleicht hat er sogar noch beide Beine!" Stimmt, die habe ich. Aber nur aus Versehen – oder aus Glück. An meiner Klingel liegt das jedenfalls nicht. Hören Menschen im schallgedämpften wie klimatisierten Inneren eines SUV alles Mögliche, aber garantiert kein Geklingel. Also habe ich mich auf die telepathische Pantomime verlegt, das freundliche Grüßen.

Und es funktioniert! Okay, ich muss die Hand schon deutlich heben – wie einst Cäsar. Aber wenn ich zu meinem "Salve" ansetze und erfreut nicke, fragt sich der Autofahrer, woher ich ihn kenne – und unterlässt seine Charakterzuschreibung.

Der römische Herrschergruß funktioniert auch bei Fußgängern, die die Klingel genauso wenig hören, weil sie jung und verstöpselt sind oder aber alt - und das Hörgerät liegt zuhause auf dem Küchentisch.

Ich habe festgestellt, die Alten freuen sich immer, wenn ich sie grüße. Vielleicht, weil sie denken, ich sei Nero oder aber ein alter Freund von früher. Und das ist doch schön, wenn die Alten glauben können, dass die die Welt sie noch nicht vergessen hat. Ja, Grüßen ist eine gute Tat.

Für die die Motorradfahrer jedoch nichts übrig zu haben scheinen. Grüßen die mich doch nie zurück. Die ignorieren mich einfach, wenn ich die Hand lässig vom Lenker weg knicke. Dabei macht man das doch so unter Harley-Fahrern.