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100 Sekunden Leben - Reformstau im TV

"Wetten dass..?" geht in die nächste Runde. Thomas Gottschalk wird im Herbst ein weiteres Mal seine Kandidaten-Show präsentieren. Und auch für 2023 ist eine Ausgabe geplant. Da fragt sich Thomas Hollmann schon mal, wer denn die Saalwette übernimmt.

Das ist also die Fernseh-Meldung des Jahres: Eine Sendung geht weiter, die vor vierzig Jahren erfunden wurde. Muss man mehr über Deutschland und seinen offensichtlichen Reformstau wissen?

Vielleicht noch, dass es der ZDF-Unterhaltungschef gerne etwas episch mag. Man wolle die Geschichte von "Wetten dass..?" weiterschreiben, wegen der "überwältigenden" Resonanz.

Logisch. Hatten im November doch 14 Millionen Menschen Thomas Gottschalk dabei zugeschaut, wie er wieder auf dem beigen Bananensofa Platz nahm, von dem er sich nur ab und an mal erhob, um zu einem WC zu gehen, vor dem eine Kandidatin hockte, die mit einer Klobürste Musik machte. Da wäre ein Unterhaltungschef verrückt, würde er dieses kostengünstige wie publikumswirksame Szenario nicht wiederholen wollen. Ab sofort seien Wettideen herzlich willkommen, teilte das ZDF mit.

Denn das ist das Entscheidende: Ohne Wetten kein "Wetten dass..?". Thomas Gottschalk kann nur auf dem Sofa sitzen, weil Frauen vor der Schüssel hocken, Männer Kerzen ausweinen, Baggerfahrer Frisbee-Scheiben fangen und ein Bauer seine Kühe an den Schmatzgeräuschen erkennt.

Deutschland ein Land der Sonderbegabten. Total normale Menschen tun völlig unnormale Sachen, und am Ende wird abgestimmt, welcher Normalo der unnormalste war. Da ist dann sogar noch ein bisschen praktische Demokratie dabei.

Apropos: Vielleicht sollte Thomas Gottschalk die nächste Saalwette die Bundesregierung einlösen lassen. Jeder Minister kriegt einen Bagger und die Ministerinnen kriegen auch alle einen und bis zum Aktuellen Sportstudio muss der Reformstau weggeschaufelt sein.