Menschen im Gazastreifen warten mit Töpfen in den Händen auf Nahrungsmittel an einer Gemeinschaftsküche in Jabalia.
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Interview - Helfer: Humanitäre Lage in Gaza ist desolat

Die ersten Hilfslieferungen seit drei Monaten, die Israel nach Gaza gelassen hat, sind ein Tropfen auf den heißen Stein, sagt Ruben Neugebauer von der Hilfsorganisation Cadus.

Die israelische Regierung hat nach fast drei Monaten wieder humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zugelassen. Gerade einmal elf LKW kamen am Montag durch. Was jetzt an Hilfe kam, war lediglich ein Tropfen auf einen heißen Lavastrom. der Sanitäter Ruben Neugebauer war mehrfach für die Hilfsorganisation Cadus dort und schätzt die Lage nach wie vor sehr schlecht ein:

"Tatsächlich ist die humanitäre Lage in Gaza auf unterschiedlichsten Ebenen desolat. Das spielt sich ja alles auf sehr kleinem Raum ab, […] das ist das krasse an Gaza, dass die Leute wirklich eigentlich keinen Ort haben, wo sie hingehen können, wenn dort, wo sie sich aktuell aufhalten, zum Beispiel eine Evakuierungsaufforderung aufkommt."

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Außerdem gebe es kaum noch medizinische Infrastruktur, die uneingeschränkt funktioniere und auch ansonsten "die Versorgungslage katastrophal ist, weil eben jetzt seit über drei Monaten keine Hilfe mehr ins Land gelassen wurde. […] Das muss man sich vorstellen: Viele Menschen haben - wenn überhaupt - lediglich eine Mahlzeit am Tag aktuell. Also das ist wirklich desolat."

Auch die Sicherheitslage sei sehr problematisch, sagt Neugebauer: "Letzte Woche zum Beispiel gab es einen Angriff auf das […] European Gaza Hospital, bei dem unser Team gerade vor Ort war. Das war eine Bewegung, die eigentlich mit der israelischen Seite koordiniert war durch die Vereinten Nationen. Nichtsdestotrotz hat es dann massive Luftschläge gegeben, bei denen unser Team im Prinzip nur durch Glück unbeschadet davongekommen ist. Das ist dort das, womit man täglich rechnen muss. […] So weit sind wir mittlerweile."