Lars Klingbeil, Bärbel Bas, Tim Klüssendorf, Saskia Esken auf dem Weg zur PK am 12.5.2025 im Willy-Brandt-Haus.
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Interview - Großes Stühlerücken: Die SPD-Parteispitze stellt sich neu auf

Bärbel Bas soll Saskia Esken als SPD-Co-Vorsitzende neben Lars Klingbeil folgen. Der Parteienforscher Uwe Jun beschreibt Bas als "pragmatischer und besser vernetzt" als Esken.

Die SPD sortiert ihre Spitze neu: Saskia Esken wird nicht mehr für die Parteispitze zur Verfügung stehen, an ihre Stelle könnte Bärbel Bas treten. Lars Klingbeil hingegen will weiterhin Teil der Doppelspitze sein. Den Posten als Generalsekretär könnte der Bundestagsabgeordnete Tim Klüssendorf aus Schleswig-Holstein einnehmen.

Parteienforscher: Bas ist pragmatischer und besser vernetzt als Esken


Was würde der Wechsel von Esken zu Bas für die Sozialdemokraten bedeuten? Wie Esken wird auch Bas eher der Partei-Linken zugeordnet, sagt der Parteienforscher Uwe Jun von der Universität Trier. Aber: "Frau Bas gilt allerdings als pragmatischer […] und sie gilt als eine, die auch gute Kontakte zur Partei-Rechten hat und insgesamt in der Partei deutlich besser vernetzt ist, als Frau Esken."

Die "schonungslose Analyse", die die Parteispitze nach dem schlechtesten Bundestagswahl-Ergebnis ihrer Geschichte (16,4 Prozent) angekündigt hatte, hat bislang nicht stattgefunden, so Jun: "Es ist bisher noch keine Zeit vorhanden gewesen, auch für Herr Klingbeil nicht, denn man eben sehr viel mit Sondierungs- und Koalitionsgesprächen beschäftigt und konnte sich deswegen wenig nach Innen mit den Gründen für die Wahlniederlage beschäftigen."

Jun: SPD will sich als Partei der Zukunft zeigen


Für die SPD sei es nun wichtig, so der Parteienforscher, zu zeigen, dass sie gut regieren könne und, dass sie innerhalb der Koalition mit der Union für die Zukunft des Landes stünde: "Das heißt, dass bestimmte Zukunftsprojekte von Seiten der SPD favorisiert werden, wie etwa Digitalisierung, Digitalität, Infrastruktur, ganz wichtig. Deswegen hat man ja auch dieses 500 Milliarden-Programm mit der CDU vereinbart, dass eben in die Infrastruktur viel investiert werden soll und die SPD unmittelbar damit verbunden werden soll."

Nicht einfach macht es für Klingbeil und Co. der Umstand, dass es in der Fraktion einige Unzufriedene geben dürfte. Man müsse sehen, wie es dem neuen Fraktionsvorsitzenden Matthias Miersch gelingen wird, die Fraktion hinter sich zu bringen, sagt Jun. "Dabei werden dann die beiden Parteivorsitzenden, wenn sie denn dann im Juni gewählt werden, Herr Klingbeil und Frau Bas, eine wichtige Rolle spielen."